Hans Hollein hätte gern auch den Würschtelstand neben der Wiener Albertina neu gestaltet. Das wäre in einem gegangen mit seinem markanten Flugdach über der Rampe des Museums, sagte er, keineswegs scherzend. Die Welt der Klobassen war aber noch nicht reif dafür.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny erklärte nun in seiner Würdigung, Hollein habe dazu beigetragen, "unserer Stadt ihr modernes und weltoffenes Gesicht zu geben". Großartigstes Beispiel ist dafür das sogenannte Haas-Haus am Stephansplatz.

Die Geschichte ist jedoch nicht ganz vollständig ohne einen Hinweis darauf, dass es der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk war, der das äußerst umstrittene Hollein-Projekt durchsetzte. Und dass es bei den Bauherren Leute im Vorstand gab, die Holleins Konzept durchtrugen. Zilk hatte teilweise einen zehennägelaufrollenden Geschmack (Muhr-Brunnen!), aber er wagte etwas am zentralsten Ort der Stadt. Im Unterschied zu den Salzburgern, die sich ein Hollein'sches Guggenheim-Museum im Mönchsberg entgehen ließen.

Womit sich die Frage stellt, wie es in Wien heute damit aussieht. Es ist nicht durchwegs alles Investoren-Architektur, was heute in Wien (im Zentrum und am Rand) entsteht, aber mit Ausnahme des WU-Campus im Prater ist nicht viel Interessantes anzuschauen - und geplant. Mit der Erinnerung an Hollein merkt man: Da ist eine Bau-Lücke. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 26.4.2014)