Die weltweite Wettbewerbsfähigkeit hat sich in den vergangenen zehn Jahren aufgrund der Fertigungskostensituation erheblich verändert - viele bisher gängige Vorstellungen über Niedrigkosten- und Hochkostenländer müssen revidiert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der Boston Consulting Group (BCG).  Demnach ist heute Brasilien eines der Länder mit den höchsten Produktionskosten, dagegen hat sich Großbritannien zum billigsten Fertigungsstandort in Westeuropa entwickelt. In Mexiko sind die Fertigungskosten heute niedriger als in China, während diese Kosten in den meisten osteuropäischen Ländern ähnlich hoch liegen wie in den USA.

Von den zehn Ländern mit den niedrigsten Fertigungskosten befinden sich laut dieser Analyse sechs in Asien, andere in Nordamerika und Osteuropa. Eine Reihe weiterer Länder haben aufgrund der Kostensituation einen Großteil ihrer Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Die höchsten Fertigungskosten unter den 25 Ländern weist Australien auf, wo die Produktionskosten um etwa 30 Prozent höher liegen als in den USA, - dicht gefolgt von Brasilien. 

Kostenvorteil eingebüßt

Fünf traditionell als Low-Cost-Standorte betrachtete Länder - Brasilien, China, Tschechien, Polen und Russland - haben laut den Studienautoren seit 2004 ihren Kostenvorteil in erheblichem Maße eingebüßt. Ursachen sind ein deutlicher Anstieg der Löhne, nachlassendes Produktivitätswachstum, ungünstige Währungsschwankungen und eine dramatische Steigerung der Energiekosten. Der Fertigungskostenvorteil Chinas gegenüber den USA ist auf weniger als 5 Prozent geschrumpft, und in Brasilien ist die Produktion heute teurer als in vielen Ländern Westeuropas. In Osteuropa liegen die Kosten ebenso hoch oder sogar höher als in den USA, sind damit allerdings teilweise nach wie vor deutlich attraktiver als in Westeuropa.

Einige - vor allem westeuropäische - Länder, in denen die Produktionskosten bereits vor zehn Jahren vergleichsweise hoch waren, sind noch weiter zurückgefallen. Die durchschnittlichen Fertigungskosten sind in Belgien um 6 Prozent, in Schweden um 7 Prozent, in Frankreich um 9 Prozent und in der Schweiz und in Italien um 10 Prozent höher gestiegen als in den USA. Hauptursachen für diese Entwicklung sind höhere Energiekosten und ein geringes Wachstum oder sogar ein Rückgang der Produktivität. (red, derStandard.at, 25.4.2014)