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Pro Mente Burgenland hat ein Projekt gestartet um Schüler für das Thema psychische Erkrankungen zu sensibilisieren.

Foto: reuters/SERGIO MORAES

Eisenstadt - Psychische Erkrankungen gelten zum Teil immer noch als Tabuthema, im Umgang mit Betroffenen zeigen sich Hilflosigkeit und Unkenntnis. Als Beitrag zur Sensibilisierung bietet der Verein pro mente burgenländischen Schulen in der Oberstufe Aufklärung und Information an und ermöglicht Exkursionen in pro mente Häuser mit betreutem Wohnen in Lackenbach und Kohfidisch.

Eine psychische Erkrankung sei im wesentlichen mit anderen Krankheiten vergleichbar, "mit dem großen Unterschied, dass sie das Verhalten des Menschen betrifft", so Bruno Wögerer, Obmann von pro mente Burgenland, am Donnerstag in Eisenstadt. Wichtig sei: "Wenn man Betroffener ist, dann kann man etwas machen, man kann etwas ändern."

Begegnungen

In Zusammenarbeit mit dem Landesschulrat ermöglicht pro mente Schulen Exkursionen, bei denen die Schüler Betreuer und Therapeuten sowie gegebenenfalls auch Klienten kennenlernen können. Auch Vorträge von Fachleuten, Kinobesuche anlässlich des Tages der seelischen Gesundheit und Material für den Unterricht gehören zum Informationsangebot.

Schüler des Gymnasiums Kurzwiese in Eisenstadt mit ihrer Psychologie- und Philosophielehrerin Brigitte Leypold haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Nach einem Vortrag in der Klasse samt der Gelegenheit, Fragen an Betroffene zu stellen, konnten die Schüler im pro mente Haus in Lackenbach den Alltag von psychisch erkrankten Personen kennenlernen. "Auf die Schüler hat das Meiste sehr großen Eindruck gemacht - vor allem deshalb, weil es eigentlich der erste bewusste Kontakt mit psychisch kranken Personen war", schilderte Leypold.

Leidensgeschichte

Viele habe überrascht, mit welcher Offenheit Betroffene über ihre Erkankung, ihre Leidensgeschichte und über ihr Leben berichtet hätten. "Durch diesen Kontakt ist ihnen dann auch eine gewisse Scheu und Hemmung genommen worden", so die Lehrerin.

Seelische Gesundheit sei keine Selbstverständlichkeit: "Jede Vierte, jeder Vierte trägt das Risiko in sich, zumindest einmal im Leben an einer psychischen Störung zu erkranken oder an einem massiven psychischen Problem zu leiden", erläuterte Gesundheitslandesrat Peter Rezar (SPÖ). Laut einem Wifo-Report seien psychische Erkrankungen in Österreich mittlerweile bei Männern die zweithäufigste und bei Frauen die häufigste Ursache für eine Invaliditätspension. Zu den schweren psychischen Krankheiten zähle Schizophrenie, von der etwa 0,75 Prozent der Menschheit betroffen seien, so Wögerer. An manisch-depressiven Erkrankungen litten etwa eineinhalb Prozent. (APA, 24.4.2014)