Wien – Der Gesundheitskonzern Vamed, der mit der Errichtung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) groß geworden ist, hält große Stücke auf den Minderheitsaktionär Staat. Obwohl die Republik über die Beteiligungsholding ÖIAG nur mehr 13 Prozent an der früheren Voestalpine Medizintechnik hält, werde der Staatsanteil "vor allem in arabischen Ländern und China als Visitenkarte gesehen," sagte Vamed-Vorstandsvorsitzender Ernst Wastler dem STANDARD.

Auftraggeber bei der Errichtung von Krankenhäusern und dem Betrieb von Gesundheitseinrichtungen sind zu einem überwiegenden Teil öffentliche Stellen. Wenn der Staat als Aktionär aufscheine, schaffe dies in vielen Regionen der Welt Vertrauen, meinte Wastler. Nach der Fixierung des Syndikatvertrags zwischen Telekom Austria (TA) und America Movil des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim gab es Spekulationen, dass die Staatsholding Beteiligungen zu Geld machen könnte, um bei der anstehenden Kapitalerhöhung ihrer 28,42 Prozent-Beteiligung TA mithalten zu können. "Was mit unseren 13 Prozent passiert, ist Sache des Eigentümers," sagte Wastler. "Darauf haben wir keinen Einfluss." Tatsache sei aber, dass die Vamed immer brav Dividende gezahlt habe.

Mehrheitsaktionär der in weltweit 72 Ländern tätigen Vamed ist mit 77 Prozent die deutsche Fresenius AG. Den Staatsanteil von 13 Prozent hält die ÖIAG über das Vehikel Immobilien- und Industriebeteiligungen GmbH (IMIB).

Gegenwind in Ukraine

Nach mehreren Rekordjahren in Folge soll der Gesundheitskonzern heuer weiter wachsen. Als Zielkorridor für das angepeilte Plus bei Umsatz und Gewinn nannte Wastler bei der Bilanzpräsentation am Donnerstag "fünf bis zehn Prozent". Nach einem Rekordauftragsstand von 1,13 Mrd. Euro (plus 15 Prozent) Ende 2013 sollte sich das ausgehen – "wenn es keinen unerwarteten Gegenwind gibt", wie Wastler einschränkend sagte. Der Konflikt zwischen Russland und Ukraine beispielsweise habe zur Folge, dass es zu Verzögerungen in der Projektabwicklung kommt. In Russland baut Vamed derzeit unter anderem zwei Diagnostikzentren in Moskau und ein Krankenhaus in St. Petersburg, in der Ukraine über eine Tochtergesellschaft in Donezk eine private Gesundheitseinrichtung, die nach Angaben von Wastler im Rohbau so gut wie fertig ist. Aufgrund der weltweiten Aktivitäten sei man weniger abhängig von einzelnen Krisen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Vamed bei einem Umsatz von 1,02 Milliarden Euro (plus 21 Prozent) einen Gewinn (Ebit) von 55 Mio. Euro (plus acht Prozent) erzielt. Das Konzernergebnis hat sich von 35 auf 37 Mio. Euro verbessert. Neben den Krankenhausaktivitäten hat Vamed mit der Marke Vitality World auch ein starkes Standbein im Thermalbereich. Rund 2,5 Millionen Besucher haben im Vorjahr eine der insgesamt acht Einrichtungen unter dem Vitality-Dach besucht – von A wie Aqua Dome in Tirol bis W wie Wien Oberlaa. (Günther Strobl, derstandard.at, 24.4.2014)