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Viel Arbeit für David Alaba (li.) in Madrid.

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Zum Glück lief Cristiano Ronaldo (re.) nicht zur Bestform auf.

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Angel di Maria (re.) war zuletzt in bester Verfassung, in den Duellen mit Alaba war er aber meist ohne Auftrag.

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Madrid - Trotz des 0:1 im Semifinal-Hinspiel bei Real Madrid hat David Alaba die Hoffnung auf den Champions-League-Finaleinzug seines FC Bayern noch lange nicht aufgegeben. Im Rückspiel am kommenden Dienstag in München sei für den Titelverteidiger noch alles möglich, sagte Österreichs Fußballer des Jahres am Mittwoch nach dem Schlusspfiff im Estadio Santiago Bernabeu: "Wir glauben weiter daran. Der Trainer wird uns mitgeben, was wir brauchen."

Coach Josep Guardiola hatte im Vorfeld eindringlich vor Real als weltweit stärkster Kontermannschaft gewarnt, und tatsächlich gerieten die Bayern bei schnellen Gegenstößen oft in Bedrängnis. Auch das Tor durch Karim Benzema fiel aus einem Konter. "Die Konter von Real sind nicht einfach zu verteidigen, die haben eben überragende Offensivspieler", sagte Alaba. "Wir haben das Spiel dominiert, doch nach dem 0:1 ist es schwer geworden, weil Real hinten gut gestanden ist. Und bei uns hat es mit dem letzten Pass nicht geklappt, das müssen wir im Rückspiel besser machen."

Schlechte Noten für Ribery und Alaba

Steigerungsbedarf bis Dienstag hat vor allem Franck Ribery - der Franzose geriet nach seinem Auftritt gegen Real noch stärker in die Kritik, was Alaba nicht verstehen kann. "Ich würde nicht sagen, dass er schlecht gespielt hat. Speziell in der ersten Hälfte haben wir ganz gut harmoniert. Der letzte Pass hat zwar gefehlt, aber bis zum Sechzehner haben wir kein schlechtes Spiel gemacht."

Weniger positiv äußerten sich deutsche Medien über den Partner des Wieners auf der linken Seite. Ribery, bestenfalls eine schlechte Kopie seiner selbst, wurde durch die Bank schlecht benotet, während die solide Leistung des ÖFB-Stars dementsprechend bewertet wurde. In der "Abendzeitung" etwa erhielt der 21-Jährige einen Dreier. "Musste die linke Seite dichtmachen - doppelt schwer, weil Vordermann Ribery wenig nach hinten arbeitete. Nach vorne wenig zielstrebig", lautete die Einschätzung.

Die "Bild"-Zeitung schrieb über den mit einem Vierer benoteten Alaba: "Ließ sich von der Schludrigkeit seiner Verteidiger-Kollegen anstecken und schlug gefährlich über den Ball. Kann sich bei Neuer bedanken, der die folgende Ronaldo-Chance entschärfte. Allerdings auch mit zwei wichtigen Rettungen gegen Di Maria."

Für die Bayern nicht von Vorteil war auch, dass Bastian Schweinsteiger wirkungslos blieb und Jerome Boateng bisweilen erschreckend desorientiert wirkte.

Unterstützung von Sacchi

Zufrieden durfte Carlo Ancelotti nach der Bändigung der schwarzen Bestie sein. Der Real-Coach hatte sich Rat von seinem Lehrmeister geholt. Der frühere Italien-Trainer Arrigo Sacchi (68) gab die entscheidenden Tipps. "Ich rede sehr oft mit ihm. Er ist mein Lehrer", erklärte Ancelotti. "Ich habe ihn vor dem Spiel angerufen und mit ihm über die Taktik gesprochen."

Die beiden Italiener tüftelten ein 4-4-2-System aus und kehrten damit vom 4-3-3 ab. Das System wurde aus der Not geboren, denn die beiden teuersten Spieler der Welt, Ronaldo und Bale, waren angeschlagen, und es war klar, dass immer nur einer auf dem Platz stehen würde.

Die Angst in Madrid ist der Euphorie gewichen, auch wenn das 1:0 ein trügerisches Ergebnis ist. In München wird Real wieder so spielen - und das auch noch mit fitten Superstars. "Es ist normal, dass Cristiano nach 20 Tagen Trainingspause nur bei 50 Prozent war", meinte Ancelotti. "Aber er hat sich für das Team aufgeopfert. Am Dienstag wird er sicher noch besser sein. Und Bale auch."

Stimmungskanone Rummenigge

Das wissen auch die Bayern, für die sich Karl-Heinz Rummenigge als Mutmacher zur Verfügung stellte. Die Stimmung im Bankettsaal war nicht die allerbeste, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern wurde deshalb für seine Verhältnisse sehr emotional. Nein, sagte er, das 0:1 sei sicher "kein Wunschergebnis", aber Real werde sich schon noch wundern. Beim Rückspiel in München werde "der Baum brennen", die Königlichen würden sich an eine "Hölle erinnert" fühlen. Und ja, er glaube fest daran, "dass wir das packen".

Rummenigges Worte klangen ein wenig wie das Pfeifen im Walde. Denn selbst Guardiola, der die Ansprache seines Vorgesetzten mit starrem Blick verfolgte, stellte fest: "Jetzt wird es schwierig für uns, weil wir kein Tor geschossen haben" und weil es "gegen ein defensiv sehr gut organisiertes Real im Halbfinal-Rückspiel wohl nicht einfacher werden wird". Schwierig auch, weil Madrid "die beste Kontermannschaft der Welt ist" - und auch in der "Hölle" von München für ein Tor gut sein dürfte.

16 Schüsse, 15 Eckbälle

Ob die guten Vorsätze ausreichen, darf bezweifelt werden. Ein Tor muss her, dann noch ein zweites. In Madrid reichten dafür 64 Prozent Ballbesitz, 16 Schussversuche und 15 Eckbälle nicht aus. Sicher, die Münchner waren überlegen, aber Sportvorstand Matthias Sammer stellte zu Recht fest: "Zu unserem Ballbesitz und unserer Dominanz muss der gnadenlose Abschluss kommen, um ins Finale einzuziehen." In der Tat hatten die Bayern in Madrid nur eine gute Chance: In der 84. Minute schoss Mario Götze aus kurzer Distanz Torhüter Iker Casillas an. Ein bisschen wenig für insgesamt 95 Minuten Spielzeit.

Den Münchnern war der Frust über einen Abend mit viel Aufwand und ohne Ertrag anzumerken, auch wenn sie permanent hervorhoben, wie gut sie gespielt hätten. Philipp Lahm etwa betonte: "Wir haben bei Real Madrid, das ja nicht irgendeine blinde Mannschaft ist, die man locker mal an die Wand spielt, über 95 Minuten dominiert." Er sehe die Leistung durchwegs "sehr, sehr positiv, nur das Ergebnis stimmt halt nicht". (APA/sid/red, 24.4.2014)