Nimmt schwer aggressives Gewaltverhalten in der Öffentlichkeit zu? Die Bediensteten der Wiener Linien sagen Ja, verweisen auf schwere tätliche Angriffe in der letzten Zeit, darunter auch viele, die gar nicht die Aufmerksamkeitsschwelle der Öffentlichkeit erreicht haben. Ähnliches hört man von der ÖBB und den Taxifahrern.

Einen möglichen Hinweis bietet die Demografie und die Sozialstatistik. Nach einer Studie des Soziologieinstituts der Uni Linz und der Arbeiterkammer Oberösterreich gibt es in Österreich rund 75.000 sogenannte NEETs. Das sind junge Leute zwischen 15 und 24, die Not in Education (Unterricht), Employment (Beschäftigung) oder Training (Ausbildung) sind. Insgesamt machen sie 8,2 Prozent der Altersgruppe aus (11,1 Prozent in Wien). Mädchen und junge Frauen haben einen Anteil von über 50 Prozent bei jenen mit NEET-Status; aber wenn es um Gewalt geht, sind junge Männer statistisch die relevante Gruppe.

Ein paar Zehntausend junge Burschen und Männer ohne strukturierte Beschäftigung, ohne Berufsperspektive und daher auch mit geringer Aussicht auf erfolgreiche Kontakte mit dem anderen Geschlecht: Ist das eine Erklärung für die spontanen Gewalttaten gegen vollkommen Fremde? Für Taten, die oft mit überschießender, "abnormaler" Brutalität vor sich gehen? Die Mitarbeiter der Öffis sollten besser geschützt werden. Aber das ist nur ein Teil einer Lösung. (RAU, DER STANDARD, 24.4.2014)