Hans Niessl.

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Die grausamste Schmach bereitet einem halt die Parteiheimat, grämte sich Norbert Darabos. Da schickt man den Kanzler samt Eugen Freund ins rote Burgenland, um von dort aus eine gewaltige SPÖ-Lawine der EU-Wahl-Begeisterung loszutreten, und dann plaudert der Hans Niessl nur von Schulreform und Lehrern. Wenigstes einmal hätte er "SPÖ" sagen, nur einmal den Namen des Spitzenkandidaten einstreuen können.

Sicher stand Niessl als Sprecher der widerborstigen Landeshauptleute quasi in einer überparteilichen Zwangsjacke. Zudem kettete ihn der lästige Armin Wolf an Sparfragen regelrecht an. Ein Gesinnungsfreund mit Herz, ein Profi, dachte Darabos, müsste jedoch wissen, dass Sendezeit kostbarste Werbezeit ist - zumal in Stimmfangzeiten. "Ja, Niessl, es ist Waaaahlkampf, und du bist auch stellvertretender SPÖ-Chef", schrie Bundesgeschäftsführer Darabos den Fernseher an, während er das Interview zum neunten Mal selbstquälerisch abspulte.

Konnte er in Niessls Wortwald weiterhin kein Pflänzlein der Parteieuphorie entdecken, fiel ihm jedoch plötzlich auf, dass Burgenlands Landeschef die Plakatwände hinter sich so missverständlich verdeckte, dass die EU-Kampagne eine seltsame Botschaft überbrachte. An sich wäre "Soziale Werte für Österreich und Europa" zu lesen gewesen. Von Niessls Kopf teilverhüllt, blieb jedoch nur "ale Werte reich opa" übrig!

Vom Sager "Europa im Kopf - Österreich im Herzen" sah man zwar mehr ("Europa im Kopf - Österreich im H"). Was aber, grübelte Darabos, wenn nun alle dächten, Eugen Freund habe "Österreich im Hintern"? Niessl müsse eine klärende Umfrage spendieren. Das wäre das Mindeste, dachte Darabos. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 24.4.2014)