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Foto: reuters/STRINGER/MEXICO

Erst einmal danke für das Feedback und die vielen Fragen! Und nein, mir ist am Institut für Informatik der Uni Wien persönlich kein Sexismus untergekommen. Es gibt für die Studienanfänger Tutorinnen als Vorbilder, und mir scheint, dass gerade die männlichen Professoren besonders auf ihre Wortwahl achten. Sie ermuntern weibliche Studierende, und in drei Semestern ist mir kein frauenfeindlicher Witz untergekommen – was man von Zeitungsredaktionen nicht behaupten kann. Besonders beliebt am Institut für Informatik sind Witze über Physiker, Sie erinnern sich.

Gute Mischung

Dass im neuen Institutsgebäude in der Währinger Straße die Informatiker (überwiegend männlich) auf die Publizistinnen (überwiegend weiblich) treffen, ergibt in Summe atmosphärisch eine gute Mischung. Insgesamt sitzen in dem sonnigen Innenhof in den Vorlesungspausen gefühlt ähnlich viele junge Männer wie Frauen herum. Dass ich so viel älter bin, ignorieren alle.

Der Bursche vor mir könnte mein Sohn sein. Natürlich. Das Durchschnittsalter beträgt hier 19 Jahre. Nur ein Mann im Hörsaal hat deutlich sichtbar auch schon ein paar Semester mehr auf dem Buckel. Das Mädchen am Rand der Sitzreihe steht auf, um mich durchzulassen, schaut mich dabei aber nicht weiter an. Eine andere räumt ihre Jacke beiseite, um mir Platz zu machen, höflich, aber völlig interesselos.

Dreadlocks und die Gruppenarbeit

Auch bei Gruppenarbeiten behandeln mich die Mitstudierenden wie eine der ihren. Unsere Gruppe besteht aus einem jungen Mann mit Dreadlocks, einer Asiatin, einer Kärntnerin und mir. Wie wir zueinandergefunden haben? Wir saßen einfach nebeneinander.

Das asiatisch aussehende Mädchen spricht breiten Wiener Dialekt, hervorragend Englisch und ist immer besorgt, alles richtig zu machen. An ihrem Handy baumelt ein Hello-Kitty-Anhänger mit Strassapplikationen. Sie möchte eigentlich lieber alleine arbeiten, weil sie dann schneller wäre. Darf sie aber nicht.

Der junge Mann mit den Dreadlocks hat die Ruhe weg. Er studiert neben Informatik auch Soziologie und weiß, dass er mit dieser Kombi sicher einen guten Job findet. Auch wenn er nicht in Mindeststudienzeit studiert. Was er sicher nicht schafft. Was ihn aber nicht kümmert. Er betrachtet die Soziologen mit den Augen des Informatikers und umgekehrt. Das tut ihm gut. Der Umgang mit ihm ist immer entspannt. Manchmal kommt er zu spät. Egal.

Das Mädchen aus Kärnten ist ein richtiger Kumpel. Sie hat schon als kleines Kind lieber mit Buben gespielt. Manchmal hat sie eine Brille auf, manchmal nicht. Ihre Freunde bemerken das nicht, Fremde schon gar nicht. Manchmal zieht sie einen Rock an, meistens Hosen. Sie ist sehr hilfsbereit und immer gut vorbereitet. Nach den Osterferien, die an der Uni noch nicht vorüber sind, werden wir zusammen eine Präsentation machen. (Tanja Paar, derStandard.at, 24.4.2014)