Im Schatten der Stars: "20 Feet from Stardom" - ab 25. 4. im Kino.

Foto: Filmladen

Wien – Als der Dokumentarfilm-Oscar im März dieses Jahres an die Musikdoku 20 Feet from Stardom ging, da hatte auch eine energetische, nicht mehr ganz junge Diva ihren Auftritt vor einem weltweiten Fernsehpublikum. Die Frau, die ein kräftiges kleines Loblied anstimmte, wurde 1941 in Los Angeles als Darlene Wright geboren. Den Nachnamen "Love" verpasste ihr in den 1960er-Jahren ein gewisser Phil Spector: Der hatte sie mit dem Trio The Blossoms unter Vertrag und war gleichzeitig auch dafür verantwortlich, dass die Mitwirkung der stimmgewaltigen Darlene an Hit-Produktionen wie He's a Rebel unerwähnt blieb.

Darlene Love ist eine der Protagonistinnen, die Regisseur Morgan Neville für seinen Dokumentarfilm vor die Kamera geholt hat. 20 Feet from Stardom beginnt mit einem Rückblick auf die 1950er- und 1960er-Jahre, als afroamerikanische Vokalistinnen, frühe Girl-Groups wie die Blossoms, Beschäftigung in der aufblühenden Popmusikindustrie fanden. Er skizziert schnell die Verbindung zwischen der "Call and Response"-Praxis von Gottesdiensten (Darlene Love ist unter ihren Kolleginnen nicht die einzige Pastorentochter) und dem Zusammenspiel zwischen Lead-Singer und Backing Vocals im Pop.

Der Film bringt die britischen Rockstars ins Spiel, die ihren Begleitsängerinnen bald größere Freiheiten einräumten. Er lässt etwa Merry Clayton sich erinnern, wie sie eines Nachts um zwei Uhr früh zu einer Aufnahme mit den ihr unbekannten Rolling Stones geholt wurde – und sich auf Gimme Shelter verewigte. Oder er streift die Solokarrieren, die Clayton, Claudia Lennear (die u. a. als "Ikette" für Ike Turner werkte), Lisa Fischer (seit 1989 Sängerin auf den Stones-Tourneen) und andere an irgendeinem Punkt versuchten und wieder aufgeben mussten.

Dabei zerfranst allerdings die Thematik immer mehr. Und all die interessanten, in Hochglanzlicht getauchten Gesprächspartnerinnen bleiben letztlich eher Stichwortgeberinnen und Anekdotenspenderinnen, als dass ihre Geschichten den angemessenen Raum bekämen – oder die historischen und neu eingespielten Performances. Vielleicht hätte man ja auf die Kurzauftritte ihrer Arbeitgeber von Bruce Springsteen über Sting bis Mick Jagger verzichten können. Nun prangen erst wieder deren Namen groß auf dem Cover des deutschen Pressehefts.

Wie sagt David Lasley, der schon James Taylor oder Bonnie Raitt stimmlich unterstützte, einmal lächelnd: "Von Background-Sängern wird erwartet, dass sie die Sache toll klingen lassen, mit sehr wenig Anerkennung zufrieden sind und dann schnell wieder nach Hause gehen." (Isabella Reicher, DER STANDARD, 23.4.2014)