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Österreichs Außenminister Sebastian Kurz gedenkt der Holocaust-Opfer.

Foto: Reuters/Awad

Es ist natürlich nicht das erste Mal, dass ein Regierungspolitiker aus Österreich Yad Vashem besucht; doch für Sebastian Kurz war das eine Visite, mit der er deutlich machen wollte, dass sich das Verständnis und die Deutung von Zeitgeschichte im Zusammenhang mit Österreichs Verantwortung am Holocaust hoffentlich grundlegend und endgültig verändert hat. "Ich stehe hier als Repräsentant Österreichs, in vollem Bewusstsein der Last der Geschichte und der historischen Verantwortung, die wir Österreicher schultern", schrieb der Außenminister am Dienstag am Ende eines mehrstündigen Aufenthalts in Yad Vashem in das Gedenkbuch.

Mit dieser Aussage wolle er deutlich machen, dass seine und die nachfolgenden Generationen – der Außenminister ist 27 Jahre alt – sich von der falschen Annahme distanzieren, Österreich sei im Nationalsozialismus oft selbst ein Opfer gewesen, sagte er im Gespräch mit derStandard.at.

Österreichs Verantwortung für die Shoah dürfe nicht vergessen werden, und das müsse auch an den Schulen dementsprechend unterrichtet werden. "Meine Generation hat wohl als eine der letzten die Möglichkeit, mit Zeitzeugen über die Shoah sprechen zu können. Wir können unsere Geschichte nicht ändern, aber wir können dafür sorgen, dass sie nicht vergessen wird", sagte er.

Treffen mit Liebermann und Peres geplant

Der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte stand laut Außenministerium "ganz bewusst" am Beginn von Kurz' offiziellem Besuchsprogramm, das am Dienstag Begegnungen mit Oberrabbiner David Lau, Außenminister Avigdor Lieberman und Staatspräsident Shimon Peres vorsah.

Beim zeremoniellen Entzünden der ewigen Flamme und der Niederlegung eines Kranzes  in der Gedenkstätte verharrte Kurz für einige Momente im Gebet und bekreuzigte sich anschließend.

Einen kleinen Zwischenfall gab es ein paar Minuten zuvor während der Führung durch das Museum, als ein alter, in einem Rollstuhl sitzender Mann sich an Kurz wandte und sehr emotional ausrief: "Gut, dass ein Minister gekomen ist, um sich das anzusehen!" Der Minister antwortete: "Und ich bin nicht der erste." (Gianluca Wallisch aus Jerusalem, derStandard.at, 22.4.2014)