Bild nicht mehr verfügbar.

Ein großes Spektrum des Lebens fanden die Forscher auf den Ein-Dollar-Scheinen.

Foto: AP/Becker

Geld ist dreckig. Diese Binsenweisheit ist mittlerweile gut belegt. Denn nicht überraschend stehen Scheine und Co im Ranking als Keimüberträger Türklinken, Einkaufswagerln oder Haltestangen in Bussen und Straßenbahnen in nichts nach: Alles, was der Mensch anfasst, trägt selbstverständlich auch die Keimflora der menschlichen Hand.

Besonders gut taugen unsere Geldscheine aber ob ihrer Glätte als Nährboden für die Kleinstlebewesen grundsätzlich nicht. Scheine aus Baumwollfasern, wie sie für den Euro oder den US-Dollar verwendet werden, sind bei den Bazillen beliebter als die Kunststoffscheine Australiens und vieler asiatischer Länder. Selbst Hartgeld ist kein besonders dankbarer Wirt. Kupferschicht oder Silber gelten eher als Bakterienkiller.

Dirty Money Project

Forscher an der New York University (NYU) wollten es nun aber genauer wissen, berichtet das "Wall Street Journal". "Dirty Money Project" nennt sich ein Wissenschafter-Zirkel, der sich der Bakterienvielfalt auf Ein-Dollar-Scheinen mittels DNA-Analyse widmete. Bei der ersten umfassenden Untersuchung dieser Art haben sie demnach herausgefunden, dass aberhunderte verschiedener Bakterienformen auf Reisen gehen, während die Scheine den Besitzer wechseln. Insgesamt haben sie 3.000 Bakterientypen identifiziert. Das sind weit mehr, als in früheren Studien unter dem Mikroskop zutage traten.

Netz ausgeworfen

Für ihr Experiment hatten die NYU-Wissenschafter im vergangenen Jahr 80 Ein-Dollar-Scheine bei einer Bank in Manhattan eingesammelt, um sie unter die Lupe zu nehmen. Insgesamt brachte das Papiergeld 1,2 Milliarden DNA-Segmente zum Vorschein. Um alle genetischen Daten zu sichern, war eine digitale Speicherkapazität von 320 Gigabytes notwendig. Das entspricht in etwa dem benötigten Umfang, um eine ganze Bibliothek traditioneller medizinischer Abhandlungen abzulegen. "Wir haben unser Netz so breit wie irgend möglich ausgeworfen", sagt der leitende NYU-Forscher Steven Sullivan dem "Wall Street Journal".

Bakterien, Viren, Pilze

"Ein großes Spektrum des Lebens spiegelte sich vor unseren Augen auf dem Geld wider", ergänzte die NYU-Genomforscherin Julia Maritz, die einen Großteil der DNA-Analyse vorgenommen hat. Nur die Hälfte der DNA war übrigens menschlichen Ursprungs. Die Forscher fanden Bakterien, Viren, Pilze und pflanzliche Pathogene. In extrem kleinen Spuren traten auch Anthrax und Diphtherie-Erreger auf. Pferde und Hunden haben ihre DNA auf den Banknoten hinterlassen, und selbst Hinweise auf die DNA des Breitmaulnashorns förderten die Forscher ans Tageslicht.

Wo Mikroben wachsen

Mit Abstand am häufigsten fanden die Forscher die Bakterienspezies auf den Scheinen, die Akne verursacht. Andere stehen in Verbindung zu Magengeschwüren, Lungenentzündungen, Lebensmittelvergiftungen und Staphylokokkeninfektionen, berichten die Wissenschafter. Einige der Scheine trugen Gene auf sich, die für die Resistenz gegenüber Antibiotika verantwortlich gemacht werden. "Das war recht verblüffend für uns", sagt Jane Carlton, Direktorin für Genomsequenzierung am Center for Genomics and Systems Biology der NYU - wo auch die von der Universität finanzierten Studien vorgenommen worden waren - der Zeitung. "Wir haben tatsächlich herausgefunden, dass Mikroben auf Geld wachsen." (red, derStandard.at, 22.4.2014)