Berge von Hackschnitzeln stehen bei mancher Biomasseanlage Bergen von Schulden gegenüber. Bessere Abstimmung der Komponenten könnte manche Anlage wirtschaftlicher machen.

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Wien - Die Zeiten, in denen mit dem Verbrennen von fester Biomasse - sprich Holz - gutes Geld verdient werden konnte, sind längst vorbei. Trotz hoher Förderungen stehen viele Betreiber der gut 2000 großteils nach der Jahrtausendwende errichteten Anlagen mit dem Rücken zur Wand. Lehrgeld hat auch Energiecomfort viele Jahre zahlen müssen.

Die Tochter der Wien Energie, die sich auf Energiedienstleistungen spezialisiert hat, betreibt selbst sechs Biomasseanlagen (Niederösterreich: Trumau, Purkersdorf; Tirol: Seefeld, Tannheim, Grän; Bayern: Oberstaufen). Ihr dabei gewonnenes Know-how will sie nun an Dritte vermarkten.

"Wir befinden uns gerade in der Start-up-Phase", sagte der Geschäftsführer des 260 Mitarbeiter zählenden Unternehmens, Manfred Blöch, dem STANDARD. Bei 150 bis 200 der größeren Biomasseanlagen in Österreich würde ein Tuning wirtschaftlich mit hoher Wahrscheinlichkeit Sinn machen. "Wir haben uns 20 Anlagen angeschaut, einige mussten wir ablehnen, drei konkrete Projekte haben wir im Moment," sagte Blöch. Namen möchte er nicht nennen - "es geht um Prestige, es geht um Stolz," sagt er. Man müsse tief in die Anlage hineinschauen, wenn man Verbesserungen erreichen wolle. Niemand lasse das gerne zu. Betreiber kleinerer Anlagen hätten damit weniger Probleme als solche von Großanlagen.

Wie viel mehr kann man herausholen aus einer bestehenden Anlage? "Manche Anlagen sind so schlecht, dass theoretisch 40 bis 50 Prozent hebbar wären. Im Durchschnitt sind es zehn bis 20 Prozent," sagt Blöch - und ergänzt: "Untersuchungen zeigen, dass der durchschnittliche Wirkungsgrad, die im Waldhackgut steckende Energiemenge und das, was beim Kunden herauskommt, in Österreich bei 50 bis 60 Prozent liegt. Bei unseren Anlagen kommen wir auf 80 bis 88 Prozent."

Die Kosten des Biomasse-Tunings seien abhängig unter anderem vom Standort der Anlage, dem Automatisierungsgrad und dem, was der Kunde wolle. "Es gibt Gemeinden, die nur die Schule, den Kindergarten und das Rathaus mit Wärme versorgen. Bei den paar Betriebsstunden steht es nicht dafür, auch nur einen Euro in eine bessere Abstimmung der Komponenten hineinzustecken," meint Blöch. Anderswo könne es hingegen sehr viel Sinn machen.

Energieeffizienzgesetz

Das Grundübel bei vielen Anlagen sei, dass der Kessel für sich allein ausgezeichnet funktioniere, auch Pumpen und Netz, dass aber die einzelnen Komponenten meist nicht aufeinander abgestimmt seien. Wie lange es dauere, bis sich so eine Investition rentiere? Blöch: "Fünf Jahre, würde ich sagen, ist die unterste Grenze."

Einen Auftragsschub erwartet sich der Energiecomfort-Geschäftsführer durch das Energieeffizienzgesetz, das EU-konform noch vor dem Sommer beschlossen werden soll. Viele potenzielle Auftraggeber zögerten ihre Investitionsentscheidung hinaus, nicht zuletzt aus Unsicherheit darüber, ob sogenannte Early Actions (frühzeitiges Tätigwerden) anerkannt würden oder nicht.

Heuer jedenfalls will Energiecomfort den Vorjahresumsatz (69 Mio. Euro nach 62 Mio. Euro 2012) auf über 70 Mio. Euro steigern. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) soll zumindest auf Höhe des Vorjahres (2,7 Mio. Euro nach 1,7 Mio. Euro 2012) zu liegen kommen. (Günther Strobl, DER STANDARD, 22.4.2014)