STANDARD: Immer mehr Bürgermeister sprechen vom Kahlschlag in ihren Gemeinden, weil öffentliche Einrichtungen der Reihe nach wegrationalisiert werden. Teilen Sie diese Behauptung?

Mödlhammer: Natürlich ist es so, dass jede Zusammenlegung oder Schließung einer öffentlichen Einrichtung für eine Gemeinde einen schweren Schlag bedeutet. Eine Gemeinde verliert Infrastruktur, einen wesentlichen Baustein ihres Gemeinschaftslebens. Und ich würde mir wünschen, dass nicht nur die Einsparungen von den Betreibern bedacht werden, sondern auch die Belastungen für die Bürger. Das gilt es im Zuge einer Amortisationsrechnung auch zu berücksichtigen, das wäre eine ehrliche Rechnung.

STANDARD: Stichwort Landflucht: Wird durch die Schließungen von Post, Polizei und Gerichten diese Entwicklung beschleunigt?

Mödlhammer: Mit den Schließungen, dem Ausdünnen des ländlichen Raums, beginnt eine Spirale nach unten: weniger Einrichtungen, weniger Einwohner, weniger Geld für Gemeinden, wenige Investitionen von Privaten. Daher ist es eine dringende Forderung des Gemeindebundes nach einem Masterplan für ländlichen Raum.

STANDARD: In dem was genau enthalten sein soll?

Mödlhammer: All das, was für die Existenz einer Gemeinde notwendig ist, was sie als Grundvoraussetzung für das Leben der Menschen braucht. Ich war Anfang April in Bayern und habe mir dort Modelle angeschaut. In Bayern startete eine große Initiative des Staates mit drei Schwerpunkten. Erstens: Öffentliche Institutionen wie beispielsweise die Finanzämter sollen wieder in ländlichen Gebieten angesiedelt werden. Zweitens: Wirtschaftsförderung passiert nicht im Zentralraum, sondern verstärkt im ländlichen Raum. Und drittens: Die Wohnbauförderung gibt es für jene Gebiete, aus denen die Bevölkerung abwandert. Das fordere ich schon länger auch für Österreich.