Präsident Abdelaziz Bouteflika ist mit 81,5 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärt worden: Das wird schon stimmen, mit der Einschränkung, dass in Algerien am Donnerstag keine Präsidentschaftswahl, sondern eher so etwas wie ein Plebiszit innerhalb eines Zirkels stattgefunden hat. Die wenigen außerhalb dieses Kreises, die mittaten – wie Expremier Ali Benflis –, beklagen jetzt Wahlbetrug, aber das ist auch schon egal. Das bisschen Legitimation, das die Wahl brauchte, haben sie ihr verschafft.

Die Situation in Algerien wäre normalerweise der klassische Untergrund, auf dem ein Putsch gedeiht: Ein amtsunfähiger Präsident wird von seinem Klüngel, der im Schatten regiert, im Sessel – bei Bouteflika wortwörtlich, gehen kann er nicht mehr – gehalten. Aber dieser Klüngel ist stark: Rivalen wurden entmachtet, geschwächt oder kooptiert, reiche Wirtschaftsbosse stützen das System. Vom Verfassungsrat droht keine Gefahr, sein Vorsitzender, Bouteflikas früherer Außenminister Mourad Medelci, gehört dazu. Damit der Verfassungsmäßigkeit Genüge getan sein wird, wenn Bouteflikas Gesundheit sich weiter verschlechtert, wird ein passender Vizepräsident ernannt werden.

Und das alles passiert in einer Zeit, in der die arabische Welt durch den Abschied vom Postkolonialismus heftig durchgeschüttelt wird. Anstatt Algerien zukunftsfit zu machen, graben sich dort die Dinosaurier ein. Hoffentlich ist ein Wechsel ohne heftigen Meteoriteneinschlag möglich. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 19.4.2014)