In normalen Zeiten wäre der Wirbel groß. Die Telekom Austria (TA) würde alle Register ziehen, intervenieren, sich – zu Recht – gegen ruf- und kreditschädigende Äußerungen wehren. Aber was ist bei der TA schon normal, seit vor nunmehr drei Jahren der Korruptionsskandal wie eine Eiterbeule aufgebrochen ist. Da geht ein Aufsichtsratsmitglied – Wochen vor der Bilanzveröffentlichung wohlgemerkt – mit falschen Zahlen hausieren, malt die baldige Pleite an die Wand (um politische Entscheidungsträger in eine ihm genehme Richtung zu lenken) – und vom börsennotierten Unternehmen kommt kein Pieps.

Als p. t. Zwangsaktionär darf man den Vorstand an das Aktienrecht erinnern. Selbiges verpflichtet ihn, erstens zum Wohl des Unternehmens zu handeln und zweitens im Interesse aller Aktionäre, Arbeitnehmer und der Öffentlichkeit. Genau dafür ist er per Gesetz weisungsfrei gestellt. Genau diese starke Position vernachlässigt (man könnte auch sagen: missbraucht) die Führung rund um Vorstandschef Hannes Ametsreiter mit ihrem Nichtstun. Für einen Staatsbetrieb gilt sowieso besondere Sorgfaltspflicht.

Weit gefehlt. Ein Abgesandter der neuen Machthaber aus Mexiko sagt der Telekom ein "AUA-Schicksal“" voraus, und was passiert? Er fliegt für das schwere Foul im Strafraum nicht aus dem Kontrollgremium, sondern der Generaldirektor zieht devot den Sombrero. Mehr ist über die neuen Machtverhältnisse nicht mehr zu sagen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 19.4.2014)