Salzburg - Man kann es euphemistisch formulieren: Die Reserven der Salzburger Festspiele wurden 2013 "abgeschmolzen". Und zwar auf 400.000 Euro. Tatsächlich aber hat Intendant Alexander Pereira einen Jahresfehlbetrag von 1,62 Millionen Euro zu verantworten. Um ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen zu können, mussten gleich vier Fünftel der Reserven, die zwei Millionen Euro betragen hatten, aufgelöst werden.

Der Jahresfehlbetrag wäre noch viel höher ausgefallen. Aber man "aktivierte" zwei Produktionen, verbuchte diese also als Wert. Im Gegensatz zum Burgtheater, das die Produktionskosten auf fünf Jahre abschrieb, auch wenn Inszenierungen beispielsweise nur drei Jahre gespielt wurden, gehen die Salzburger Festspiele von realistischen Werten aus: Die Oper Norma, die man 2015 wiederaufnehmen will, wird auf zwei Jahre abgeschrieben, der neue Jedermann als Longseller auf deren fünf.

Zudem kaufte Pereira, designierter Intendant der Scala, für die Mailänder Oper mehrere Produktionen an. Denn er plant, wie berichtet, 20 Premieren pro Jahr. Zunächst hieß es, Pereira werde um 1,6 Millionen Euro shoppen. Diese Summe ließ den Aufsichtsrat in Mailand hyperventilieren. Man befürchtete, dass Pereira mit dem Geld das Salzburger Budget sanieren wollte. Doch Pereira kaufte bei Pereira bisher nur vier Produktionen um 690.000 Euro ein. Und es floss auch noch kein Geld: Pereira gab im Dezember 2013 bloß eine "rechtsverbindliche Erklärung" ab. Diese genügt aber, um im Salzburger Jahresabschluss als Forderung budgetwirksam zu sein.

Laut den Salzburger Nachrichten erwarb Pereira Falstaff um 130.000 Euro und Don Carlo um 250.000 Euro. Im Fall Meistersinger ist die Scala ein Koproduktionspartner - neben den Festspielen, der Metropolitan Opera und der Pariser Oper; die vier teilen sich Kosten sowie künftige Erträge. Und Lucio Silla ist eine Koproduktion der Festspiele mit der Stiftung Mozarteum; in diese Partnerschaft steigt die Scala mit einer Zehn-Prozent-Beteiligung ein.

Ungeschickterweise bezeichnete Pereira den Gebrauchtopernankauf, um die Mailänder zu beruhigen, als "Schnäppchen". Diese Ansage wiederum beunruhigte das Kuratorium der Festspiele: Sie glauben nun, dass höhere Einnahmen erzielt worden wären, wenn Pereira nicht an Pereira, sondern an jemanden anderen verkauft hätte. Präsidentin Helga Rabl-Stadler versucht zu kalmieren: Es sei zwar optisch ein schlechtes Signal, wenn jemand an sich selbst verkauft; Pereira aber zahle immerhin ein Viertel der Produktionskosten: "Wir haben einen angemessenen Betrag bekommen." (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 19.4.2014)