Donezk - In der ostukrainischen Stadt Donezk verteilte antisemitische Pamphlete haben einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Es handle sich um eine Provokation, erklärte Rabbi Pinchas Wyschedski am Donnerstag auf der Website der Jüdischen Gemeinde von Donezk. Es könnte sich dabei um die Aktion einzelner Provokateure handeln, berichteten zahlreiche Medien. Prorussische Gruppen bestreiten, für die Verteilung der Flyer verantwortlich zu sein, berichtete die "New York Times". Auch Denis Puschilin, selbsternannter prorussischer Regierungschef von Donezk, dessen Emblem auf den Flugblättern zu sehen ist, dementiert die Urheberschaft.
Maskierte Männer in Tarnuniform hatten am Dienstagabend vor der Synagoge der Stadt und in der Nähe der Universität Flugblätter verteilt, auf denen Juden aufgefordert wurden, sich bei den prorussischen Behörden der Region zu registrieren - andernfalls drohten ihnen Deportation und die Beschlagnahmung ihres Eigentums. Auch andere Gruppen wie etwa Kleinunternehmer haben in der Vergangenheit ähnliche Schreiben erhalten, in denen sie mutmaßlich von der selbsternannten Regierung der "Republik Donezk" dazu aufgefordert wurden, neue Steuern in bar zu entrichten.
"Mehr als nur intolerabel, es ist grotesk"
Berichte in israelischen und US-Medien über den Zwischenfall lösten Besorgnis aus, die prorussischen Kräfte in der Ostukraine würden eine Verfolgung der Juden planen. US-Außenminister John Kerry verurteilte die Pamphlete am Donnerstag. Ein derartiges Vorgehen in der heutigen Zeit sei "mehr als nur intolerabel, es ist grotesk", sagte er in Genf.
Die US-Botschaft in Kiew erklärte, es habe besorgte Nachfragen von Juden zu den Flugblättern gegeben. Die US-Organisation Anti-Defamation League zeigte sich "skeptisch über die Echtheit des Flugblatts", das dazu dienen könnte, die Lage in der Ostukraine weiter zu destablisieren. In den vergangenen Monaten sei der Vorwurf des Antisemitismus in der Ukraine in zahlreichen Fällen "zynisch und politisch manipulierend" angewendet worden, sagte ihr Chef Abraham Foxman. Russland hatte der ukrainischen Übergangsregierung wiederholt vorgeworfen, von Antisemiten und Faschisten dominiert zu sein. (red/APA, 18.4.2014)