Grafik: STANDARD

Wien - Die Hypo Alpe Adria ist im vorigen Jahr um rund ein Fünftel geschrumpft, was eine gute Nachricht ist. Denn das 2009 notverstaatlichte Institut muss teils verkauft, teils abgewickelt werden; die faulen Assets von 17,7 Mrd. Euro sollen im September in eine Abbaugesellschaft transportiert werden. Am dafür nötigen Gesetz werde schon gearbeitet, berichtete der Vorstandschef der Bank, Alexander Picker, am Donnerstag anlässlich der Bilanzpressekonferenz auf dem Wiener Wienerberg.

Die Zahlen (siehe Grafik) sind blutrot. Die Hypo hat 2013 den Rekordverlust von 2,75 Mrd. Euro eingefahren; in dem Betrag schlagen sich die Abwertungen für das Südosteuropa-Netzwerk (SEE) mit mehr als 500 Mio. Euro nieder sowie jene rund 540 Mio. Euro, die für Italien draufgegangen sind. In Italien, wo es eine Bank, eine Leasinggesellschaft und ein Zinsbetrugsproblem gibt, ist jeder dritte Kredit notleidend. Die Vorsorgen für wackelnde Kredite der gesamten Bank betrugen 1,36 Mrd. Euro - vier Mal so viel wie 2012.

Warum das alles so gekommen ist? Dazu zog Picker eine Einsatz-Bilanz: "Es waren mehr Leichen im Keller, als wir dachten." Wobei er die nicht rasend überraschende Verschlechterung der "konjunkturellen Großwetterlage" in Südosteuropa als Beispiel anführte, oder "unerwartet hohe" Rückstellungen in Bosnien, wo in Schweizer-Franken-Kreditverträgen auf die Absicherungsklauseln für die Bank vergessen wurde.

Die Töchter in SEE (Bilanzsumme: 8,5 Milliarden Euro) haben zwar operativ einen Gewinn geschrieben, Einmal-Effekte zwecks Behübschung der SEE-Braut haben daraus aber einen Verlust von 238 Mio. Euro gemacht. Picker hofft, das Netzwerk noch heuer zu einem "guten Preis" verkaufen zu können. "Bestenfalls", so Involvierte, sei bei einem Verkauf aber der Buchwert (rund 500 Mio. Euro) zu erzielen. Die größten Verluste setzte es in der bankinternen Abbaueinheit. Da mussten weitere rund 846 Mio. Euro abgeschrieben werden; der Verlust betrug 1,2 Mrd. Euro.

Mühen der Ebene

Picker gab auch Auskunft darüber, womit er "die nächsten hundert Tage" verbringen wird. Er werde die Hypo "in zwei Teile teilen und mit Hilfe der ÖIAG und der Mitarbeiter" die Abbaubank vorbereiten.

Deren erste Assets sollen bis Jahresende losgeschlagen sein, danach beginnt dann aber der Marsch durch die Bad-Bank-Wüste. Die restlichen Vermögenswerte von 13 Mrd. Euro "müssen in langwieriger, mühsamer Arbeit abgebaut werden", weiß Picker, der mit zehn Jahren Arbeit rechnet und sich für den Führungsjob in der Bad Bank interessiert und für qualifiziert hält.

Bei der Kernfrage, wie viel all das noch kosten wird, blieb Picker bei seiner bisherigen Ankündigung, die er nun "educated guess" nennt: "null bis vier Milliarden Euro". Für diese Zahlen habe man verschiedenste Szenarien durchgerechnet; wie die aussehen, verriet er nicht. Nur Beispiele für Variable, die eine Rolle spielen: die behaupteten Forderungen gegen die Bayern etwa (fünf Mrd. Euro) oder die erhoffte Lastenteilung mit Anleihegläubigern.

Mit der bis September zugesagten Geldspritze von 700 Mio. Euro wollen die Banker auskommen. Zustand und Zukunft der Italien-Töchter machen Prognosen aber schwierig. 100 Mio. Euro weiterer Abwertungen seien im angemeldeten Kapitalbedarf integriert, "aber in Italien sind große Fragen offen", konzedierte Picker. In einem Schreiben des Vorstands ans Ministerium von April heißt es jedenfalls, dass jene "Sondereffekte, die bei einer weiteren Abwertung ... der Hypo Italien anfielen, explizit nicht inkludiert sind (im angemeldeten Kapitalbedarf; Anm.)". (gra, DER STANDARD, 18.4.2014)