Robert Marschall zu Gast in der "ZiB 2": Hier zum Nachsehen auf tvthek.orf.at.

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Es ist nicht immer ein Segen, wenn der ORF ein gegebenes Versprechen auch wirklich hält. Alle Wahlwerber will der Staatsfunk nacheinander zu Wort kommen lassen. Von den neun Listen, die in Österreich für die EU-Parlamentswahlen kandidieren, war am Mittwoch "EU-Stop“ am Wort. Ein Herr mit schütterem Haar namens Robert Marschall gab sich im "ZiB 2"-Studio als Listenführer zu erkennen.

Auf der Homepage seiner Gesinnungsgemeinschaft nimmt man es mit der Zurückweisung der Zivilisation besonders genau. Bessere Beziehungen als zum Rest Europas unterhält man zum Orakel von Delphi. Einen "Finanzkollaps“ stellt "EU-Stop“ in Aussicht. Den heimischen Bürgern rät man daher zu Hamsterkäufen.

Immerhin gibt man sich bei "EU-Stop“ nicht mit der Wiedereinführung des Schillings zufrieden. Geld wird auf dem Weg zurück in die Zeit des Urknalls als Zahlungsmittel übersprungen. Marschall und seine Getreuen propagieren offen die Naturalwirtschaft. Als Tauschmittel empfehlen sie "Goldmünzen, Alkohol und Zigaretten“. Bedeutungsvoller Nachsatz im Netz: "Das hat sogar im Krieg funktioniert!“

Solange die Schergen der EU nicht kommen und über unsere Frauen herfallen, kann man die Goldmünzen noch im Strumpf stecken lassen. In der freundlichen Gesellschaft von Marie-Claire Zimmermann gelobte Robert Marschall stellvertretend für seine Parteigänger, sich nicht länger "der EU-Propaganda unterwerfen“ zu wollen. Auch ohne Union könne Österreich "gute Ware" exportieren. Er ließ offen, ob er damit die Memphis-Zigaretten, den Poysdorfer Saurüssel oder unsere blinkenden Philharmoniker-Münzen meinte. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 18.4.2014)