"Die Ukraine steht vor dem Bürgerkrieg", sagte Wladimir Putin am Telefon zu Angela Merkel. Wenn das stimmt (und noch gibt es Hoffnung, dass das nicht stimmt), dann aber weil Putin die Situation mit allen Mitteln dorthin treibt.

Die Methoden sind erprobt und aus dem alten sowjetischen Werkzeugkasten: militärischer Druck von außen - 40.000 Panzertruppen an der Grenze - und Geheimdienstoperationen im Inneren mit bezahlten "Aufständischen" und Spezialtruppen ohne Hoheitsabzeichen. So wurden nach 1945 die osteuropäischen Länder "übernommen". Selbstverständlich gibt es im Westen Verständnisvolle, die das alles für irgendwie natürlich, einsichtig und als gutes Recht des armen, eingekreisten Russland betrachten. Diese Irregeleiteten, die sich leider nicht nur auf ein paar Links-und Rechtsextreme beschränken, die gerade an Putin einen Speichelleckerbrief geschrieben haben, muss man fragen: Und mit einem ordentlichen Referendum unter internationaler Aufsicht kann man das nicht lösen? Ja, aber in Kiew herrscht doch der Faschismus, schreien die Putin-Versteher.

Na, wenn ihr Faschismus sucht, dann schaut einmal nach Moskau, wo die "Putin-Jugend" ("Naschi"- die Unseren) gerade Bücher von kritischen Intellektuellen verbrannt hat. Putin will, dass die Ukraine wieder in den neosowjetischen Einflussbereich zurückfällt. Er schürt den Konflikt, um notfalls einmarschieren zu können. (Hans Rauscher/DER STANDARD, 17.4.2014)