Kürzlich verkündete die AK Oberösterreich, dass normale Vollzeit ein Auslaufmodell wäre und von atypischen Beschäftigungsformen verdrängt würde. Ein Blick auf Statistiken zeigt jedoch: Der Untergang des Abendlandes findet nicht statt.

In Österreich bietet die Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria einen guten Überblick über die Periode 2004 bis 2012. Das Bild ist noch beruhigender als in Deutschland: Der Anteil von Vollzeitdienstverhältnissen stieg in dem Zeitraum leicht an. Auch alle anderen Segmente sind stabil - bis auf zwei: Der Anteil der Inaktiven (Personen, die keine Erwerbsarbeit haben und suchen, z. B. Hausfrauen) sinkt stark, der Teilzeitanteil steigt. Der offensichtliche Grund: Mehr und mehr Frauen wechseln vom Status Hausfrau in die Teilzeit. Tatsächlich stieg die Frauenerwerbsquote zwischen 2004 und 2012 von 60,7 auf 67,3 Prozent.

Die Zahlen bieten somit keinerlei Anhaltspunkt dafür, dass normale Vollzeit verdrängt wird. Die Statistik unterscheidet nicht nach einzelnen Branchen, in denen natürlich gegenläufige Entwicklungen möglich sind.

Für Deutschland hat die Bertelsmann-Stiftung berechnet, welcher Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung im Zeitverlauf auf welche Beschäftigungsform entfällt. Dabei zeigen sich in den Zeiträumen 1992 bis 2002 bzw. 2002 bis 2012 unterschiedliche Trends. Im Krisenjahrzehnt nach dem Wiedervereinigungsboom sank der Anteil der Vollzeitdienstverhältnisse von 45 auf 40 Prozent, diverse flexible Beschäftigungsformen nahmen zu, der Anteil der Erwerbstätigen an der erwerbsfähigen Bevölkerung war stabil.

Anders im Zeitraum 2002 bis 2012: Hier stieg der Anteil der Vollzeitbeschäftigten sogar leicht an - flexible Beschäftigungsformen sind auf dem Vormarsch, aber nicht auf Kosten von Dienstverhältnissen, sondern auf Kosten des Anteils der Inaktiven und Arbeitslosen. Flexible Beschäftigungsformen integrieren viele Menschen erstmals in den Arbeitsmarkt. Fazit:

  • Kein Anlass zur Panikmache: Das Vollzeitdienstverhältnis bleibt die Norm und ist nicht gefährdet.
  • Unter den flexiblen Beschäftigungsformen ist vor allem die Teilzeit auf dem Vormarsch.
  • Teilzeit bringt vor allem Inaktive, insbesondere Frauen, in den Arbeitsmarkt. Teilzeit verbessert das Haushaltseinkommen.
  •  Rein statistisch ist Teilzeit aber ein Nachteil: Das Nulleinkommen einer Hausfrau wird statistisch nicht berücksichtigt. Nimmt sie einen Teilzeitjob an, geht ihr Einkommen plötzlich in die Statistik ein, dämpft dort den Durchschnitt und erhöht häufig auch den statistischen Einkommensunterschied zwischen Mann und Frau. (Rolf Gleißner, DER STANDARD, 17.4.2014)