Peking - Chinas Devisenschatz ist auf einen neuen Rekordwert angeschwollen. 3,95 Billionen Dollar an Währungsreserven hält das größte Schwellenland, zeigen Daten der Zentralbank vom Dienstag. Im ersten Quartal sind die Reserven um 129 Milliarden Dollar gestiegen. Geht die Akkumulation in dieser Tonart weiter, könnte das Land im Mai erstmals mehr als 4.000 Milliarden Dollar an Währungsreserven halten.

Für Julian Evans-Pritchard, China-Ökonom bei Capital Economics in Singapur, ist klar, dass die Notenbank selbst für das neuerliche Wachstum der Währungsreserven verantwortlich ist: "Bei der Währungsintervention ist kein Ende in Sicht", schreibt Evans-Pritchard in einer Analyse. Jahrelang hat die Notenbank die Währung - den Renminbi - künstlich niedrig gehalten, um die Exportindustrie zu stützen.

Anfang des Jahres hat die Notenbank die Währung erneut etwas geschwächt, nachdem internationale Investoren Milliarden in Renminbi-Produkte investiert hatten und so die Währung angeheizt haben. Die jüngsten Zahlen zeigen laut Capital Economics, dass die Zentralbank in Peking Erfolg hatte, die reißenden Kapitalflüsse aus dem Ausland zu stoppen.

Langsameres Kreditwachstum

Die Volkswirtschaft befindet sich nach Jahren des kräftigen Kreditwachstums in einem schmerzhaften Anpassungsprozess. Seit Jahresbeginn häufen sich Pleiten bei Anleihen riskanter Unternehmen und Aufsichtsbehörden versuchen Schattenbanken in den Griff zu bekommen, die für einen immer größeren Anteil des Finanzsystems verantwortlich sind.

"Die Verlangsamung des Kreditwachstums setzt sich fort", schätzt Ökonom Evans-Pritchard. Die Geldmenge in China ist im März tatsächlich so langsam gewachsen wie seit über 13 Jahren nicht mehr. Sie erhöhte sich nur noch um 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Dienstag in Peking mitteilte.

Der Versuch der Notenbank, die Kreditvergabe etwas zu dämpfen, ist Teil eines großen Reformpakets. Die chinesische Führung will, dass die Wirtschaft stärker vom Konsum getragen wird, und weniger von kreditfinanzierten Infrastrukturinvestitionen. Das Wirtschaftswachstum ist seit 2010 zurückgegangen, von 10,4 Prozent auf zuletzt 7,5 Prozent. (sulu, DER STANDARD, 16.4.2014