Ägypten geht in einen mäßig spannenden Präsidentschaftswahlkampf - und in einen heißen Sommer. Am Montag gab das Energieministerium in Kairo bekannt, dass die von Stromabschaltungen in nie gekanntem Ausmaß geplagten Ägypter damit rechnen müssen, dass Ende April die Elektrizität noch einmal knapper wird, wenn Gasleitungen wegen des Anschlusses neuer Felder gekappt werden müssen. Im August ist mit der - verspäteten - Inbetriebnahme von neuen Kraftwerken zu rechnen. Da ist der ägyptische Sommer aber schon ein paar Monate alt.

In ihrer Verzweiflung hat sich die Regierung zur umstrittenen Entscheidung durchgerungen, zumindest für den Zementindustriesektor die Einfuhr von Kohle zur Energiegewinnung zu erlauben. Die Umweltschützer sind entsetzt.

Was das mit den Präsidentenwahlen zu tun hat? Es zeigt, welch riskanten Weg Abdelfattah al-Sisi eingeschlagen hat, als er die Uniform auszog. Als Armeechef war er Supermann, als Präsident könnte er bald entzaubert sein. Die Idee mit der Kohle ist nicht neu, die hatte bereits Mohammed Morsi. Unter ihm ist Ägypten in die große Krise abgerutscht - aber er ist nunmehr zehn Monate weg, und trotz der Milliarden aus den arabischen Golfstaaten hat sich die Situation nicht erheblich verbessert. Wie soll man die Wirtschaft ankurbeln, wenn nicht genügend Energie da ist? Und alles, was es an Wirtschaftswachstum gibt, pflegt in Ägypten ohnehin das Bevölkerungswachstum aufzufressen. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 16.4.2014)