Wer eines der Washitsu-Zimmer oder gleich eine Karaoke-Koje bucht, entgeht etwas schlauchigen Anmutung des Lokals.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Die Spezialität des Hauses: Kurodai Sugatani, im Ganzen geschmorte Goldbrasse.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Als es Wiens erstes japanisches Restaurant Yugetsu noch gab - dort, wo mittlerweile das Guesthouse-Hotel bei der Albertina steht - war das Senkoma am Ende der Kärntner Straße bloß als Zweitlokal der Betreiber ein vergleichsweise niederschwelliger Laden, in dem Karaoke und Drinks im Vorder- und das Essensangebot im Hintergrund stand.

Die strategische Position neben der Waltz-Boutique, wo sich japanische Wien-Touristen mit Augarten-Lipizzanern, vor allem aber mit Taschen französischer Luxusmarken eindecken, fiel vergangenes Jahr dem - ebenfalls japanischen Gastronomen - Masami Sato ins Auge.

Essen und Karaoke

Er übernahm das Lokal, justierte das Angebot deutlich nach oben - und taufte das Lokal in Nihonbashi um. Im Februar engagierte er mit Masaaki Shinazawa den langjährigen Chefkoch des nunmehr geschlossenen Tenmaya (Krugerstraße) als zweiten Küchenchef, seitdem liest sich die Speisekarte als eine der Interessantesten der lokalen Nippon-Szene.

Mittags wird es angesichts shoppinghungriger Touristen aus Japan schnell eng in dem schmalen Schlauch - die Washitsu-Räume (Schuhe ausziehen!) sind, ebenso wie die nach bestem japanischem Diskretionsverständnis schalldicht ausgelegten Karaoke-Boxen, nur auf Vorbestellung zu haben. Abends kann es im gedämpften Licht des Restaurants schon mal passieren, dass ein eingetrocknetes Reiskorn vom Voresser auf den Tischdackerln unentdeckt bleibt - dafür kann man sich aber darauf verlassen, dass die Küche sich keine Schnitzer leistet.

Nämlich im Gegenteil: Die Qualität von Sushi und Sashimi hält an guten Tagen sogar mit jener im Hiroshi oder dem Unkai mit - so zart körnigen, mild gesäuerten, auch sonst mehr als ordentlich behandelten Reis möchte man sich auch anderswo als Podest für guten Fisch wünschen dürfen.

Im Ganzen geschmorte Goldbrasse

Als da wären: herausragender, eindeutig aus Meeresfang stammender Unagi-Aal, der ohne die hierorts häufige Schlammnote auskommt; frisch gesäuerte Shimesaba-Makrele mit saftigem Biss; tadellose Kurodai-Goldbrasse von wächserner Konsistenz und auch Uni-Seeigelrogen, der die Konzentration von Meeresbrise sehr angenehm auf den Binnengaumen zu transportieren wusste. Wohlgemerkt: Handgeformte Genüsse wie diese wird man in den Sushi-Sets eher nicht finden, die sind per Stück auf der Nigiri-Karte zu ordern.

Bei den Hauptspeisen sollte Kurodai Sugatani (im Bild) nicht übersehen werden, die als Spezialität des Hauses gepriesene, im Ganzen geschmorte Goldbrasse kommt in einer wundervollen Sauce aus Mirin, Shoyu und Sake zu Tisch, ganz ohne störendes Beiwerk, dafür auf prächtiger handbemalter Keramik.

Das feste, saftige Fleisch mittels Stäbchen von der Karkasse zu zupfen ist viel einfacher, als es selbst Grätophobikern heimischer Prägung aufs Erste erscheinen mag - grandios! Auf die Sake-Auswahl wird Wert gelegt, wer will, kann sich eine passende Auswahl zu den Gerichten zusammenstellen lassen. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 18.4.2014)