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Ab Oktober wäre er Scala-Chef: Alexander Pereira.

Foto: EPA/Gindl

Der designierte Intendant des Mailänder Opernhauses La Scala, Alexander Pereira, hat bereits vor seinem offiziellen Amtsantritt im Oktober ins Wespennest gestochen: Er steht mit dem Kauf von sechs Opern aus seiner Noch-Wirkungsstätte Salzburg im Mittelpunkt der kulturpolitischen Diskussion in Mailand.

Nicht, dass die Qualität der Inszenierungen infrage gestellt würde. Vielmehr geht es darum, dass der noch nicht amtierende Intendant den Deal abgeschlossen haben soll, ohne den Verwaltungsrat oder den gegenwärtigen Intendanten Stéphane Lissner zu informieren. "Das hat es noch nie gegeben", ließ Lissner seine Mitarbeiter wissen. Ein Scala-Sprecher bestätigte jedoch, der Intendant wolle sich nicht in diese Angelegenheit einmischen.

Musikmanager Pereira steht unter Verdacht des Interessenkonflikts, da er ja noch bis zum Sommer auch Intendant der Salzburger Festspiele ist - und für Italien ist dies grundsätzlich ein heikles Thema.

Kulturminister Dario Franceschini versucht, die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen. Das Ministerium habe von der Scala einen Bericht über den Opernhandel angefordert, dieser wird nach einer genauen Überprüfung bewertet werden. Laut internen Kreisen werden mindestens zwei Wochen vergehen, bis es zu einer Entscheidung kommt. Dem Kulturminister steht es zu, Pereira in seinem künftigen Amt zu bestätigen oder seinen Vertrag auflösen.

Die Gretchenfrage lautet, ob Pereira den Aufsichtsrat der Scala übergangen hat. Bei der Scala herrscht darüber Schweigen. Doch man vernimmt, dass eine entsprechende Information nicht erfolgt sei. Der Präsident der Stiftung La Scala, der Mailänder Bürgermeister Giuliano Pisapia, sagte, dass es sich um "eine sehr heikle Angelegenheit handelt" . Denn Mailand will als moralische Hauptstadt des Landes punkten. "Hier wird mit anderen Maßen gemessen als sonst wo in Italien", kommentierte der Kulturmäzen und Gründer der Mito-(Milano Torino)-Festspiele, Francesco Micheli, die Mailänder Moral.

Nachdem die internationale Presse über Skandalgeschichten aus Mailand berichtete, da es bei der Auftragsvergabe für die Weltausstellung Expo 2015 angeblich zur Bevorzugung des organisierten Verbrechens gekommen sei, agieren die Mailänder vorsichtig. So ist es verständlich, dass die Kulturrätin der Lombardei, Cristina Cappellini, von Pereira forderte, sein Mandat zurückzulegen: "Die Scala braucht ein Management, das jenseits jeglichen Verdachts steht." Ein Großteil der Zeitungen steht hinter ihr. "Bevor Pereira sein Amt angetreten hat, hat er es bereits verspielt", so Il Giorno.

Salzburgs Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler stellte sich in einem Ö1-Interview hinter Pereira: "Er hat keine Verträge abgeschlossen, sondern rechtsverbindliche Absichtserklärungen abgegeben. Das entspricht genau dem Theaterbrauch in der ganzen Welt." (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, 16.4.2014)