Das Gespenst der Deflation geht um in Europa. Fallende Preise, kaum (Kredit-)Wachstum, höhere Schulden. Diese giftige Mischung sollte die Europäische Zentralbank auf den Plan rufen, warnt etwa der Internationale Währungsfonds. Geht es nach angelsächsischen Medien oder Bankanalysten, scheint es ausgemacht zu sein, dass die Europäische Zentralbank eine milliardenschwere Geldspritze in die lahmende Wirtschaft injizieren "muss".

Von "Draghis Billion" - also 1000 Milliarden Euro an möglichen Anleihenkäufen - ist bereits die Rede. Tatsächlich ist der EZB-Rat bemüht, Aktivität zu vermitteln, EZB-Präsident Mario Draghi und seine Kollegen lancieren in Reden und Interviews Woche für Woche mögliche monetäre Pläne. Doch Europas Geldpolitiker sagen viel und machen wenig, gerade im Vergleich zu den Notenbanken in den USA oder Großbritannien. Die Inflation in der Eurozone liegt bei 0,5 Prozent, gerade einmal bei einem Viertel des offiziellen Mandats von zwei Prozent. Statt klarer Kommunikation gibt es in Frankfurt ein verbales Hin und Her, etwa bei negativen Zinsen für Banken, als "Strafe" fürs Geldhorten.

Dabei schätzen selbst die Ökonomen der EZB, dass Europas Währungshüter in den nächsten drei Jahren ihr Inflationsziel von knapp zwei Prozent nicht erreichen werden. Wenn aber die Frankfurter Ökonomen nicht an ihre eigene Politik glauben, wer soll es dann? Die EZB signalisiert damit Wurschtigkeit - und riskiert ihre Glaubwürdigkeit. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 15.4.2014)