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Stefano Domenicali wirft das Handtuch.

Foto: Reuters/Munoz

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali hat am Montag seinen Rücktritt bekanntgegeben. Nicht nur angeblich hat ihn Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo dazu aufgefordert. Denn in der laufenden Saison, drei Rennen sind absolviert, hat es das Pilotenduo Fernando Alonso und Kimi Räikkönen noch nicht aufs Podest geschafft. Der Rückstand auf Mercedes ist nahezu beängstigend. "Wir werden Tag und Nacht arbeiten, um diese prekäre Situation zu ändern", sagte Montezemolo.

Domenicali will nach 23-jähriger Tätigkeit bei Ferrari den Konzern angeblich verlassen. Er hatte 2008 den Franzosen Jean Todt als Direktor der Sportabteilung abgelöst. "Dieser Beschluss ist im Bewusstsein gefasst worden, dass unser Team eine Wende braucht", sagte der 48-jährige Domenicali. Zum Nachfolger Domenicalis wurde der bisherige Präsident von Ferrari-Nordamerika, Marco Mattiacci, ernannt. Der in Rom geborene, 43-jährige Manager, ist seit zehn Jahren bei Ferrari tätig. Zunächst kümmerte sich Mattiacci um den asiatisch-pazifischen Markt und hat Ferrari in China lanciert. 2010 avancierte er zum Geschäftsleiter in Nordamerika, dem wichtigsten Absatzmarkt für das Unternehmen.

Mattiacci ist dafür bekannt, dass er von seinen Mitarbeitern "bis zu 120 Prozent" fordert. Als Marketingmanager hat er ungewöhnlichen großen Wert auf die Finanzen gelegt. Die Investitionsrendite Roi zählt für ihn zu den wichtigsten Maßstäben, will man bei Ferrari wissen. "Mattiacci hat die neue Herausforderung mit Begeisterung angenommen", sagte Montezemolo. Auch wenn Ferrari im Vorjahr und auch heuer in der Formel 1 nicht reüssieren konnte, hat der Autobauer mit 7000 verkauften Sportwagen wirtschaftliche Rekorde geschrieben.

Das von Fiat kontrollierte Unternehmen steigerte den Umsatz 2013 um fünf und den Gewinn um acht Prozent. Infolge der positiven Entwicklung wurde allen Mitarbeitern eine Produktionsprämie von 4000 Euro ausbezahlt.

Auch heuer wieder: zu langsam

Ferrari wartet seit 2007 auf einen Fahrer-Titel, damals hatte Räikkönen in einem der roten Boliden triumphiert. Vor dem Großen Preis von China am Sonntag war die Trennung eine Konsequenz der anhaltenden Erfolglosigkeit. "Als Chef übernehme ich, wie ich es bisher immer getan habe, die Verantwortung für die Situation", sagte Domenicali.

Im vergangenen Winter war Ferrari die erste Saison in der neuen Turbo-Ära der Formel 1 noch mit großen Hoffnungen angegangen und hatte Vizeweltmeister Alonso Ex-Champion Räikkönen  als Teamkollegen zur Seite gestellt. Die Italiener sind mit den neuen Hybridmotoren jedoch nicht ansatzweise in der Lage, mit Mercedes mitzuhalten.

In den ersten drei Saisonrennen waren zwei vierte Plätze durch Alonso die besten Ergebnisse für das Team, Räikkönen enttäuschte bislang dagegen auf ganzer Linie. Im Vergleich zu Mercedes wurden Defizite deutlich, auch Red Bull überflügelte nach anfänglich großen Schwierigkeiten bereits wieder die Italiener. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD - 15.4.2014 + online update)