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Seit 5600 Jahren können maltesische Architekten auf Naturmaterialien bauen - vor allem auf Korallenkalk- und Sandstein.

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Foto: Reuters / Darrin Zammit Lupi

Stolz ist etwas, das sich den Maltesern im Allgemeinen, den Gozitanern im Speziellen nicht absprechen lässt. "Älter als die Pyramiden!", darauf weist Tourguide Vince beim Besuch der megalithischen Anlage Ggantija, maltesisch für "Riese", gleich mehrmals hin. Die beiden 5600 Jahre alten aneinandergebauten Tempel auf Maltas Nebeninsel Gozo galten bis vor relativ kurzer Zeit als älteste noch (halbwegs) erhaltene freistehende Gebäude der Welt. Das Pech der Malteser - und noch mehr jenes der Gozitaner - war aber, dass in den 1990er-Jahren ein wesentlich älterer Tempel in Südostanatolien entdeckt wurde.

Sei es, wie es sei: Das Match mit den Pyramiden haben die Gozitaner jedenfalls auf alle Zeiten für sich entschieden. Ihr Stolz darauf ist seit vergangenem Herbst regelrecht greifbar, denn da wurde der 115 Meter über dem Meer gelegenen Welterbestätte von der zuständigen Behörde namens Heritage Malta um 2,7 Millionen Euro ein neues, architektonisch durchaus sehens- und erlebenswertes Entree verpasst. Die rund 150.000 jährlichen Besucher der Megalithblöcke - schon seit 1980 Unesco-Weltkulturerbe - erfahren nun in einer kleinen, aber feinen Ausstellung vorab ein bisschen etwas darüber, wie das Leben der frühesten Gozitaner, die möglicherweise schon 7000 vor unserer Zeitrechnung über Sizilien auf die Inseln gekommen waren, gewesen sein könnte. Auch darüber, ob Ggantija wirklich ein Tempel war oder ob es sich dabei nicht doch eher um einen profanen Versammlungsort gehandelt hat (eine These, die laut Vince aktuell favorisiert wird), herrscht Rätselraten.

Holz führt zu Steinen

Sicher ist, dass man die alten steinernen Mauerreste neuerdings sehr bequem auf einem Holzsteg betreten kann - was wiederum den Nachteil mit sich bringt, dass die solcherart aus der Nähe betrachteten Steinquader unbedarften Besuchern möglicherweise nicht mehr den nötigen Respekt einflößen; diverse an Schulwandertage erinnernde Kritzeleien im Korallenkalkstein legen Zeugnis davon ab.

Einen geradezu sagenhaften Reichtum an Baudenkmälern weist natürlich auch die größere der maltesischen Inseln, das 25 Schiffsminuten entfernte Malta, auf: dank der Siedlungsgeschichte der eher winzigen Mittelmeer-Inseln. Um 1000 vor unserer Zeitrechnung kamen die Phönizier, später die Römer, im Mittelalter die Araber und die Franzosen - um nur einige zu nennen. Die Franzosen kehrten später unter Napoleon wieder und plünderten die Kirchen; die Malteser sind ihnen deswegen heute noch gram. Die Osmanen wiederum erlebten 1565 eine schwere militärische Niederlage gegen die unter Jean de la Valette kämpfenden Malteser.

Valette, der 49. Großmeister des Malteserordens, gilt als Gründer von Valletta. Diese heute kleinste EU-Hauptstadt, ohnehin ein wahres Schmuckstück, hat sich in den vergangenen Jahren ordentlich herausgeputzt und will dies auch weiterhin tun: 2018 wird Valletta europäische Kulturhauptstadt sein. Die Vorbereitungen dafür sind nicht mehr zu übersehen, baut doch der italienische Stararchitekt Renzo Piano in das stimmige Altstadt-Ensemble aus Sandstein gerade sein durchaus kontroverses "City Gate" samt spektakulärem Open-Air-Opernhaus.

Vorarbeiten in Valletta

Das Projekt "City Gate" gibt es zwar schon seit 2009, der Geschäftsführer der Malta Tourism Authority, Josef Formosa Gauci, sieht darin aber schon eine wesentliche Vorarbeit für 2018. Dann soll das Land auch fit sein für noch mehr Touristen als die 1,6 Millionen von 2013, ohnehin schon ein Rekord. 450.000 Tagesausflügler, die nicht über Nacht bleiben, kommen jedes Jahr noch dazu.

"Nur" 80.000 Sprachreisende zieht Malta trotz seiner 40 Sprachschulen pro Jahr an, darunter sind allerdings immer mehr Manager, die unter der maltesischen Sonne ihr Englisch auffrischen wollen - aber nicht unbedingt in den heißen Sommermonaten. Genau hier, in der besseren Verteilung der Besucher über das ganze Jahr, sieht Gauci Potenzial für Wachstum.

Damit möglichst viele in der Kulturhauptstadt 2018 landen können, wurden schon jetzt neue Flugverbindungen von und nach Malta aufgenommen; Fly Niki fliegt seit kurzem ab Wien dreimal wöchentlich, auch British Airways nahm jüngst eine neue Verbindung nach London auf. (Martin Putschögl, DER STANDARD, Album, 12.4.2014)