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Protest in Pakistan gegen Gewalt an Journalisten.

Foto: APA/EPA/T. MUGHAL

Journalistenmorde mutieren offenbar zu Kavaliersdelikten. Die Fotojournalistin Anja Niedringhaus, die nun unter großer, auch medialer Anteilnahme in ihrem deutschen Heimatort beigesetzt wurde, starb einen Stellvertreter-Tod. Der Mörder, ein afghanischer Polizist, gab als Motiv Rache für die Zerstörung seines Dorfes durch ein Nato-Bombardement an. Auge um Auge, Zahn um Zahn, selbst wenn es die Falschen trifft. Der Täter ist aktenkundig, der Mord wird als Mord hoffentlich geahndet.

Am 6. April, zwei Tage nach dem gewaltsamen Tod der Fotojournalistin Niedringhaus, wurde auf den Philippinen die dort renommierte Investigativ-Journalistin Rubylita Garcia in ihrem Haus niedergestreckt. Garcia wurde vor den Augen ihrer 10-jährigen Enkeltochter hingerichtet. Das Kind hatte die Haustür geöffnet. Vier Schüsse - bumm, bumm, bumm, bumm - und die Mörder brausten auf ihrem Motorrrad wieder davon. So selbstsicher waren sie, dass sie sogar auf jedwede Maskierung verzichtet hatten.

Knallharte Rechercheurin

Rubylita Garcias Sohn, der Vater des Kindes, brachte seine Mutter in ein nahe gelegenes Krankenhaus, wo sie schließlich während einer Notoperation verstarb. Ihm gab sie noch den Hinweis, dass der regionale Polizeichef, mit dem sie auf Kriegsfuß stand, hinter dem Anschlag stehen könnte. Immerhin wurde dieser inzwischen vom Dienst suspendiert. Garcia war bekannt als "hard-hitting", als unermüdliche, knallharte Rechercheurin. Ist das eine Rechtfertigung für Mord?

Rubylita Garcia - seit 20 Jahren Redaktionsmitglied der Boulevard-Zeitung "Remote" und daneben Radiojournalistin - wurde 52 Jahre alt. Gerade einmal vier Jahre älter als Anja Niedringhaus. Sie war Mitglied des Nationalen Presseclubs und Präsidentin der "Organisation aktiver Medienmitarbeiter", einer neu gegründeten Journalistengruppe zur Wahrung der Medienfreiheit in der Region Calabarzon, in der sie lebte.

Gefährliche Philippinen

Noch laufen die Ermittlungen. Was immer dabei herauskommen mag, auf den Philippinen leben Journalisten gefährlich. Seit der Präsidenten-Wahl von Benigno Aquino am 10. Mai 2010 wurden in diesem Staat nicht weniger als 20 unliebsame, weil kritische Journalisten durch Mord zum Schweigen gebracht.

Auf der Medien-Freiheits-Rangliste von Reporter ohne Grenzen steht die 1986 gegründete demokratische Republik der Philippinen auf Rang 149 von 180 analysierten Staaten. Seit damals wurden 160 Journalisten ermordet. Ein schlimmes Fazit für die demokratiepolitische Entwicklung in diesem Land. Das ist die sehr dunkle Seite dieses auch bei uns so beliebten, sonnigen Urlaubslandes. (Rubina Möhring, derStandard.at, 13.4.2014)