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... Außenseiter Ewald Stadler, ...

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... Martin Ehrenhauser vor dem Bundeskanzleramt, ...

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... Angelika Werthmann ...

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... und Roland Marschall: wenig Freude mit dem Gebilde, in dessen Parlament sie sitzen wollen.

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Wien - Er wollte es "anders" machen. Also flüchtete Europaparlamentarier Martin Ehrenhauser aus dem Studio, ehe die Debatte richtig begonnen hatte. Seine erste Wortmeldung hatte er gegen "große Verbrechen der Menschheit" gerichtet: Überwachungswahn, Bankenrettung, Demokratiedefizit. "Ich werde den Leuten zeigen, dass man aufstehen kann", sagte der Ex-Mitstreiter von Hans-Peter Martin: "Ich werde das jetzt tun, auf den Ballhausplatz gehen, mich dort hinsetzen - und ich geh dort auch nicht mehr weg!"

Die restlichen drei Gäste blieben lieber da. Der ORF hatte geladen, um den Underdogs der Europawahl am 25. Mai eine Bühne zu bieten: jenen Kleinparteien, die laut Umfragen wenig Chancen, aber genug Unterschriften gesammelt haben, um anzutreten.

Bei der Liste EU-Stop ist der Name unmissverständliches Programm. "Raus aus der EU", fordert Spitzenkandidat Robert Marschall, der sich den Schilling zurückwünscht und keine österreichischen Soldaten mehr im Ausland sehen will. Dass es für seine Partei eng werden könnte, scheint der Frontmann zu ahnen: Er ruft nach dem Fall der Vier-Prozent-Hürde, auf dass die Stimmen der Kleinen nicht einfach verpufften.

Ignoranz christlicher Werte

Auch Ewald Stadler ist kein Freund der Union, er nimmt "Brüssel" die Ignoranz christlicher Werte übel und hält den Euro für "ein gefährliches Projekt". Dennoch sieht der Kandidat der Reformkonservativen (Rekos) Felder, wo übernationale Politik Sinn ergebe - etwa bei der Krisenbewältigung und Flüchtlingspolitik. Sein Beitrittsangebot an David Alaba will der Ex-FPÖ- und -BZÖ-Politiker ernst gemeint haben: Schließlich stehe der Fußballer zu seinem religiösen Bekenntnis.

Mehrmals geändert hat ihr Bekenntnis Angelika Werthmann: Einst ebenso wie Ehrenhauser an der Seite Hans-Peter Martins, ist sie nach einem vergeblichen Andockversuch bei den Neos nun beim BZÖ gelandet. Die aktuelle Europaabgeordnete hält die EU zwar für ein friedenspolitisches Rezept, will den Mitgliedsstaaten aber mehr Souveränität zugestehen. So dürfe Brüssel nicht diktieren, welche Glühbirne oder Staubsauger verwendet werden dürften.

Bessere Chancen haben die restlichen fünf Mitstreiter: SPÖ, ÖVP. FPÖ, Grüne und Neos. Dabei geht es nicht nur um die 18 österreichischen Mandate im Parlament, sondern auch um eine Wahlkampfkostenrückerstattung, die es im Gegensatz zu nationalen Urnengängen bei der EU-Wahl noch gibt. 12,8 Millionen Euro werden entsprechend dem Stimmenanteil an die Parteien verteilt - macht zwei Euro pro Wahlberechtigten. Der Topf ist damit um 400.000 Euro besser dotiert als noch 2009, allerdings werden im Gegensatz zu früher nur noch die tatsächlich bezahlten Wahlkampfkosten ersetzt.

Bis dahin warten auf die Spitzenkandidaten entbehrungsreiche Wochen - speziell für "Europa anders"-Mann Ehrenhauser. Er wanderte vom ORF-Zentrum am Küniglberg in die Innenstadt, um sich tatsächlich vor dem Kanzleramt am Ballhausplatz niederzulassen. Via Twitter forderte Ehrenhauser einen Schlafsack an: "Die Nacht wird kalt." (jo, APA, DER STANDARD, 14.4.2014)