Kyle Russell wollte lediglich von einem Protestmarsch gegen einen Google-Mitarbeiter berichten: Dieser hatte ein Grundstück erworben und daraufhin mehrere Bewohner delogieren lassen. Russell besuchte die Demonstration, schrieb seine Geschichte und machte sich auf den Heimweg. Allerdings hatte er "gedankenverloren", wie er sagt, seine Google Glass aufbehalten. "Das war vielleicht nicht die beste Idee", so Russell.
Attackiert
Schon kurz später wird er attackiert: Ein Unbekannter rennt auf Russell zu, schreit "Glass!" und reißt ihm die Datenbrille vom Gesicht. Der Angreifer läuft davon, Russell will ihm folgen, dann wird die Google Glass zu Boden geschmissen. Der Journalist ruft die Polizei und twittert über das Erlebnis. Zuerst treffen Solidaritätsbekundungen von Freunden ein, bis die Attacke auf Russell plötzlich ihre digitale Fortsetzung findet – und der Journalist versteht, warum die Menschen so wütend auf Google sind.
Kaum leistbare Mieten
"Alles, was mit Google verbunden wird, repräsentiert hier Gentrifizierung", so Russell in einem Blogeintrag auf Business Insider. Google und dessen Mitarbeiter sorgten dafür, dass es kaum mehr leistbare Mieten gebe. Langjährige Anwohner müssten ihre Wohnungen verlassen oder werden delogiert. Googles berühmter "Dont be evil"-Slogan habe hier keine Gültigkeit, schreibt Russell.
Verständnis
Viele Einwohner seien schon radikalisiert, auch wenn sich Google in letzter Zeit um Kalmierung der Situation bemühe. Das führt zurück an den Beginn von Russells Geschichte: Vorfälle wie die Delogierung von Lehrern durch einen Google-Mitarbeiter, der das Grundstück erworben hatte, führen zu einem Hass auf Google. Da der Softwarekonzern aber schwer direkt zu attackieren ist, werden Glass-Träger zu Opfern der Ressentiments. Daher könne er, so Russell, durchaus Verständnis zeigen. Google bietet seine Datenbrille übrigens ab Dienstag erstmals im freien Verkauf an. (fsc, derStandard.at, 14.4.2014)