Historiker berichtet von Papieren, in denen sich Papst Pius XII. klar gegen den Nationalsozialismus äußert
Redaktion
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Rom - Der von Historikern oft wegen des Fehlens einer
klaren Haltung gegen den Nationalsozialismus kritisierte Papst Pius XII. hat sich in privaten Gesprächen deutlich ablehnend geäußert. Das
berichtet der jesuitische Historiker Charles Gallagher im
Wochenmagazin "America", wobei er aus diplomatischen Papieren des
damaligen US-Botschafters in Großbritannien, Joseph P. Kennedy,
zitiert, die in den vergangenen Jahren von der
John-Fitzgerald-Kennedy-Bibliothek in Boston freigegeben wurden.
Kennedy berichtete demnach unter anderem über ein Gespräch, das er
1938 in Rom mit Kardinal Eugenio Pacelli führte, der ein Jahr später
Papst Pius XII. wurde. Dabei habe der Kardinal den
Nationalsozialismus verurteilt, weil er die "fundamentalen Prinzipien
der Freiheit der Religionsausübung" angreife. Einen politischen
Kompromiss mit den Nationalsozialisten könne es nicht geben, habe er
versichert.
Gallagher fand auch einen Bericht des US-Konsuls in Berlin, Alfred
Klieforth, in dem dieser über eine dreistündige Unterredung 1937 mit
dem späteren Papst berichtet. Pacelli habe Hitler nicht nur als
"nicht vertrauenswürdigen Halunken, sondern auch als grundsätzlich
böse Person" betrachtet. Warum Pacelli als Papst nicht so deutlich
gegen die Nazis Stellung bezogen habe, könne er nicht sagen, erklärte
Gallagher. Aber die gefundenen Dokumente zeigten, dass sich das
Oberhaupt der katholischen Kirche der Gefahr, die der
Nationalsozialismus für Westeuropa darstellte, durchaus bewusst
gewesen sei.
(APA/AP)
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