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Salzburg - "Das Patriarchat als ein System sozialer Beziehungen ist ein Produkt der historischen Entwicklung und kann also auch durch historische Prozesse beendet werden": die Basis für die Forschungen der Historikerin Gerda Lerner.

Die US-Wissenschafterin erhielt den vom Kulturfonds der Stadt Salzburg erstmals vergebenen Internationalen Preis für Wissenschaft und Forschung für ihre Pionierleistung auf dem Gebiet der Frauengeschichte und Genderforschung. Die international viel beachteten Hauptwerke der Professorin an der Uni Winsconsin in Madison: "Die Entstehung des Patriarchats" und "Die Entstehung des feministischen Bewusstseins".

Für ihre politisch-wissenschaftliche Position verknüpft Lerner eigene Lebenserfahrung und Forschungsarbeit zu anschaulicher Lektüre: eine feministische Antwort auf das postulierte, aber nicht eingetroffene postmoderne "Ende der Geschichte".

Lerner wurde 1920 in Wien als Kind einer jüdischen Familie geboren, emigrierte 1939 in die USA. Die Historikerin gilt international als die Wegbereiterin der modernen Frauengeschichte und Frauenforschung. Bereits 1972 gründete sie das weltweit erste Diplomstudium der Frauengeschichte an der Uni Wisconsin. Die Uni Wien verlieh ihr gemeinsam mit Holocaust-Forscher Raul Hilberg das Ehrendoktorat. Im Sommersemester 1995 war Lerner Gastprofessorin am Institut für Geschichte an der Universität Salzburg.

"Ich habe mir nie etwas vorschreiben lassen. Die Erforschung der Frauengeschichte war und ist unersetzlich für die Befreiung der Frauen", betont Lerner. Ihr zentrales Thema ist das "Anderssein" - unabhängig davon, ob die Unterscheidungskategorie Rasse, Klasse oder Geschlecht heißt; denn grundlegende Muster von Diskriminierung funktionierten immer gleich: "Nicht der Unterschied ist das Problem. Das Problem ist die Dominanz, die sich zu ihrer Rechtfertigung auf konstruierte Unterschiede beruft." (Christine Spranger/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. 8. 2003)