Eineinhalb Jahre und einen prominenten privaten Aktiendeal später steht Eder erneut überraschend im Warteraum zum Zimmer des Vorstandschefs. An seiner Bestellung zweifelt niemand, Eder ist der logische Voest-Chef. Binnen weniger Monate muss er nun für die von ihm geführten Kernbereiche - die traditionelle Stahl- und die auf steiler Bergfahrt befindliche Autokarosserie-Division - würdige und vor allem tatkräftige Nachfolger küren. Im Stahl ist das mit Franz Hirschmanner schon geschehen, ein automotiver Newcomer wird sich sicher auch finden lassen. Schließlich habe die Voest ausgezeichnete Personalreserven, wie Voest-Präsident Rudolf Streicher gern betont.
Wollte immer Architekt werden
Eder, ein Jurist, der 1978 in der Rechtsabteilung der "alten" Voest anheuerte und alle Höhen und Tiefen des Konzerns mitmachte, ist damit in seinem Element. Denn er wollte immer Architekt werden. Heute baut er eben nicht Häuser und Wohnungen um, aus und neu, sondern den Traditionskonzern Voestalpine. Ein Blick von der Linzer Stadtautobahn auf das riesige Werksgelände zeigt dies eindrücklich: Die heutige Voestalpine hat mit dem alten verstaatlichten Industriekonglomerat Voest Alpine, das sich zwischenzeitlich Austrian Industries nannte, ehe es in seine Einzelteile VA Stahl, VA Tech und Böhler-Uddeholm zerfiel, nichts mehr zu tun.
"Mehr aus Stahl", so lautet das Credo des seinerzeit jüngsten Prokuristen der Voest, der bald für Strategie, Beteiligungen und Zukäufe zuständig war. Autokarosserien, Bahnsysteme, Stahl und Bleche - mit diesem Mix sollte die Voest Marktschwankungen austarieren und gut segeln können.