Wien - Der Nahostexperte John Bunzl sieht den Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern nach dem schweren Selbstmordanschlag am gestrigen Dienstag in Jerusalem vorerst als beendet an. "Der palästinensische Ministerpräsident Mahmud Abbas muss Erfolge seinem Volk präsentieren, sonst wird der Friedensprozess zwischen Israel und Palästina scheitern", sagte Bunzl in einem Interview im Ö1-Mittagsjournal am heutigen Mittwoch.

Israel wolle Palästinenser zur Kapitulation zwingen

Abbas, der gegen Gewaltanwendung eintritt, habe auch Vertreter der radikalen Hamas und des islamischen Dschihad in den Friedensprozess eingebunden. Im Moment habe er in seinem Volk laut Umfragen eine Zustimmung von maximal drei Prozent für seine Aussöhnungspolitik. "Die Friedenspolitik der Israelis wird von Befriedung, nicht von Frieden bestimmt. Israel will die Palästinenser zur Kapitulation durch die Akzeptanz ihrer Bedingungen zwingen", meint Bunzl.

Israelische Zeitungen warnen vor Attentaten bei Beibehaltung des israelischen Kurses

Die Situation der Palästinenser hat sich nach der Unterzeichnung dem Nahost-Friedensplan (Roadmap) Anfang Juni zwischen dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon und Abbas nicht verbessert. "Auch hatte die israelische Regierung mit der selektiven Tötung von militanten palästinensischen Personen letzte Woche begonnen und israelische Zeitungen haben vor Attentaten gewarnt, wenn Israel seinen Kurs gegen Palästina weiterfährt", analysiert Bunzl weiter.

USA muss Druck auf Israel ausüben

Der Friedensprozess könne nur weitergehen, wenn die USA endlich Druck auf die israelische Regierung ausüben und gegen die Pläne Israels intervenieren würden. "Wenn sich die US-Regierung in den Friedensprozess einmischen würde, wird es von der israelischen Bevölkerung akzeptiert, auch wenn es den Behörden nicht gefällt", sagte Bunzl. (APA)