(Mölzer an seinem Schreibtisch, an einem Manuskript arbeitend. Es klopft. Die Tür geht auf, der Vorsitzende der Freiheitlichen Partei Österreichs Strache tritt ein.)

STRACHE: Darf man?

MÖLZER: Gerne, gerne.

STRACHE: Ich möchte unter vier Augen mit dir sprechen.

MÖLZER: Gerne, gerne.

STRACHE: Es ist mir unangenehm, aber ich muss dich bitten, deine Kandidatur zurückzuziehen. Die Öffentlichkeit, verstehst du, der Druck ... Du weißt, die Partei will dich keinesfalls verlieren, aber manche Dinge sind halt ... Darum, bitte ...

MÖLZER: Eine gerechte Forderung.

STRACHE: Und bitte gebrauch nie wieder das Wort "Neger".

MÖLZER: Ich verspreche es.

STRACHE: Gut. (Sein Blick fällt auf das Manuskript.) Du schreibst wieder?

MÖLZER: Ja. Eine geruhsame Tätigkeit nach der schweren Tagesarbeit.

STRACHE: Gedichte?

MÖLZER: Nein. Eine geradlinige Geschichte. Hanne Gerber, eine Germanin in Eger, eine gertenschlanke Person, will eine gerippte Bluse erwerben, gegen eine geringe Summe Geldes, denn sie hat keine geregelte Arbeit. Ihre Rivalin jedoch, Gerda, eine gerichtsnotorische Gewalttäterin, will das verhindern. Auch die Söhne Gerdas mischen sich ein. Eine geräuschvolle Auseinandersetzung ist die Folge. Dann, eine geraume Zeit später -

STRACHE: Klingt spannend. Aber ich muss jetzt leider. Also noch einmal, du versprichst, dass du das bewusste Wort nie wieder verwendest.

MÖLZER: Ich verspreche es.

STRACHE: Gut. (Er geht ab. Mölzer blickt ihm nach.)

MÖLZER (kopfschüttelnd): Sechzehnmal ... Und er hat nichts bemerkt ... Wirklich ein hartes Los, in dieser Partei Intellektueller zu sein. Primitive Pimpfe im Grunde ... Bande von Hottentotten ...

(Vorhang)

(Antonio Fian, DER STANDARD, 12./13.4.2014)