Freude am Studium, Karriere im Fokus (v. re.): Nikolaus Göth (ÖAW), Romana Seidler-Jankowsky (Lohmann & Rauscher), Christian Kollmitzer (FH Technikum Wien), Vesna Mikulovic (Siemens), FH-Student Florian Michaeler und Moderatorin Heidi Aichinger (Standard).

Foto: standard/hendrich

Wien - Ob berufsbegleitend oder Vollzeit - studieren müsse man mit Leidenschaft. Denn immerhin, so Christian Kollmitzer, Vizerektor der Fachhochschule Technikum Wien, seien es zwei Jahre bis zum Master-Abschluss. Beim Karriere-Talk anlässlich des "Master Day" an der FH Technikum Wien diese Woche Dienstag wurden Erfahrungen zum Thema "Beruf oder Master-Studium versus Beruf und Master-Studium" ausgetauscht. Die Zuhörer - fast durchwegs Bachelor-Studenten - bekamen Einblicke in zum Teil sehr persönliche Lebensbereiche der Diskutanten.

Romana Seidler-Jankowsky, heute für den Anbieter von Medizin- und Hygieneprodukten Lohmann & Rauscher tätig, arbeitete viele Jahre im Bereich der Innenraumgestaltung, erzählt sie. "Irgendwann Ende zwanzig habe ich meine rosarote Brille aufgesetzt, habe geheiratet, drei Kinder bekommen und im Familienbetrieb gearbeitet. Und wie das dann so ist bei einer Scheidung, man scheidet dann auch aus der Firma des Exmannes aus." Sie wollte wieder in den Bereich der Forschung und Entwicklung - im Erststudium an der Uni Wien habe sie Biologie studiert, daran inhaltlich wieder anzuschließen wäre allerdings mit noch mehr Aufwand verbunden gewesen als mehr oder weniger "neu" zu beginnen. Seidler-Jankowsky studierte Gesundheitstechnik und Rehabilitationstechnik im Vollzeitmodus mit Stipendium (FIT-Programm). Nur zwei Monate aktive Jobsuche später hatte sie ihren Platz beim jetzigen Arbeitgeber gefunden - Wiedereinstieg und Branchenwechsel auf einen Schlag.

Durchhalten und durchziehen

Bei Florian Michaeler und Nikolaus Göth war es ein "Nicht-mehr-richtig-Vorankommen" im Job. Göth, der berufsbegleitend im letzten Abschnitt des Master-Studiums Wirtschaftsinformatik steht, hat, wie er sagt, zunächst einen akademischen Titel erlangen wollen, "aber tatsächlich hat mir das Wissen einfach gefehlt, um bestimmte Aufgaben in meinem Bereich erfüllen zu können." Die Wahl der berufsbegleitenden Studienvariante habe er wegen seines späten Studienantritts - "ich war schon älter, berufstätig, und die Kinder sind schon erwachsen" - gewählt. Jungen Menschen, frisch von der Schule, würde er, Göth, eher ein Vollzeitstudium nahelegen: "Man sollte die Zeit, die man jung ist, auch genießen - allem voran die Ferien", die hat man nämlich in dieser Form später nicht mehr.

Florian Michaeler wollte auch beruflich vorankommen: Er sei als Sachbearbeiter tätig gewesen, habe danach berufsbegleitend die Berufsreifeprüfung gemacht - eine Erfahrung, die ihn dazu bewogen habe, heute Vollzeit zu studieren - und zwar "Intelligent Transport Systems". "Damals musste ich nach der Arbeit längere Strecken hin- und herpendeln, das war enorm anstrengend. Heute genieße ich das Studium, ich konzentriere mich voll darauf, meine Noten sind besser", finanziell aber mache er Abstriche. Die gebürtige Serbin Vesna Mikulovic hat gleich zwei Master- Studien an der FH Technikum Wien absolviert: Elektrotechnik und "Renewable Urban Energy Systems". Ein Studium Vollzeit, das andere berufsbegleitend - beide neben einem Fulltimejob. Heute ist sie Sales-Manager im Bereich Total Building Solution bei Siemens. Trotz aller Anstrengung habe sie von den Studien profitiert, sagt Mikulovic - inhaltlich, aber auch vom Netzwerk. Sie rät den Studierenden zur Teamarbeit, "das ist sehr wichtig, Einzelkämpfer kommen nicht voran - das ist auch im Job so, das können Sie an der Hoch-schule schon üben." Und nicht zuletzt als Mentorin für Frauen in technischen Berufen wolle sie Mut machen: "Ziehen sie ihr Studium durch, wenn sich Lücken auftun, schließen sie diese, denn in technischen Berufen sind Frauen noch viel besser als Männer", lacht sie. (red, DER STANDARD, 12.4.2014)