Leerstehende Ergeschosse, baufällige Häuser und Durchzugsverkehr prägen die Linzer Straße, eine der Hauptstraßen im Westen Wiens, die durch den 14. und 15. Wiener Gemeindebezirk führt. Der öffentliche Raum im Grätzel lädt aufgrund mangelnder Sitzgelegenheiten und Grünflächen kaum zum Verweilen ein. 

Die Gebietsbetreuung Stadterneuerung im 6./14. und 15. Bezirk will das negative Image der Linzer Straße nun aber ändern. In der Grätzelzeitung "Vorort" der Gebietsbetreuung werden in der Rubrik "Hinter den Fassaden" Menschen und Orte rund um die Linzer Straße vorgestellt, die zeigen, dass die Straße mehr zu bieten hat, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. "Wir wollen zeigen, was zum Beispiel in den Hinter- und Innenhöfen los ist", sagt Daniel Dutkowski von der Gebietsbetreuung, der sich für dieses Projekt verantwortlich zeichnet.

Das Team der Gebietsbetreuung beschäftigt sich seit April 2012 mit der Aufwertung des Stadtteils rund um die Linzer Straße und ist dort seit einem Jahr an ihrer Außenstelle "vorOrt" tätig. Langfristig ist es das Ziel der Gebietsbetreuung, rund um die Straße ein attraktives und lebendiges Grätzel für Bevölkerung und Geschäftstreibende entstehen zu lassen. Neben der Sanierungs- und Mietrechtsberatung, die einen wesentlichen Schwerpunkt der Arbeit der Gebietsbetreuung Stadterneuerung darstellt, sollen sowohl die Vermietung der Lokale forciert als auch Maßnahmen zur Steigerung der Flanier- und Aufenthaltsqualität entlang der Straße gesetzt werden.

Website der GB*vorOrt

In der Linzer Straße steht Durchzugsverkehr an der Tagesordnung. Viele Gebäude im Straßenverlauf sind baufällig, in den Erdgeschossen dominiert Leerstand.

Foto: Daniel Dutkowski

Eines der ältesten Häuser Penzings befindet sich in der Linzer Straße 41. Das Foto links zeigt Kaiser Franz Joseph auf dem Weg zur Militärparade am Exerzierplatz Schmelz im Jahr 1901. Rechts ist das Gebäude in seinem heutigen Zustand abgebildet.

Foto: privat/Daniel Dutkowski

Frau Weber verkaufte und produzierte in dem Eckhaus 40 Jahre lang Jerseymode. Es war damals das einzige Geschäft in Wien, wo Herstellung und Verkauf von Strickwaren unter einem Dach passierten. Obwohl das Lokal mittlerweile seit elf Jahren leersteht, ist die Einrichtung samt Nähmaschinen und Stoffballen noch immer vorhanden.

Foto: Daniel Dutkowski

Frau Weber hat seit ihrer Geschäftsauflassung 66 Anfragen für ihr Lokal bekommen. Doch sie will dieses nicht einfach an die nächste Imbissbude vermieten, sondern wünscht sich wieder einen Textilbetrieb in ihrem Haus. Sie selbst lebt seit 55 Jahren an der Linzer Straße.

Deren Entwicklung ist für sie in den vergangenen Jahren nicht gerade positiv verlaufen: "Heutzutage ist die Linzer Straße nicht besser oder schlechter als andere Straßen in Wien. Das Problem ist, dass die Leute nicht mehr spazieren gehen, sondern vor dem Fernseher sitzen oder ins Auto steigen - ein Problem unserer heutigen Gesellschaft. Vor dem Gloriette Kino sind die Leute früher in Rudeln gestanden und haben darauf gewartet, dass die Vorstellung beginnt. Es war ein Treffpunkt der Straße. Da haben wir keine Begegnungszonen gebraucht. Nicht die Straße macht die Geschäftsstraße, sondern die Menschen", sagt Weber in der Grätzelzeitung.

Foto: Daniel Dutkowski

Das Haus in der Linzer Straße 36 sieht von außen unscheinbar aus.

Foto: Daniel Dutkowski

In einem Hintertrakt des Gebäudes fertigt Marianne Seiz seit 21 Jahren Gebrauchskeramik und Gefäßobjekte für Restaurants und Privatkunden in ganz Österreich. Außerdem bietet sie Kurse für Kinder und Erwachsene an, in welchen sie die Kunst der Tonverarbeitung vermittelt. Seiz arbeitet nicht nur an der Linzer Straße, sondern wohnt auch über ihrem Atelier.

Foto: Daniel Dutkowski

So wie sich das Haus verändert hat - vom Gasthaus inklusive Schießstand zur Oblaten-Fabrik und zum Waschmachinenlager, bis hin zur jetztigen Nutzung - hat sich auch die Linzer Straße gewandelt.

"Lebt man lange Zeit in einem gemütlichen Ambiente, dann fühlt man sich dort auch wohl. Für mich persönlich ist dies mein Garten - der Ort, wo ich mich zuhause fühle. Die Linzer Straße ist jedoch die Konfrontation mit der Realität, die mit meiner Seifenblase gar nicht zusammen passt. Persönlich wünsche ich mir mehr nette Gastronomie im Grätzel. Ich glaube, das Problem liegt am Image der Straße. Sie wird als Straße gesehen, wo der Verkehr nur so durchdonnert", so Seiz in der Grätzelzeitung.

Foto: Daniel Dutkowski

Das Ergeschoss des Eckhauses an der Ecke John- und Linzer Straße steht seit fast einem Jahr leer. An diesem Einfahtstor in die Linzer Straße befand sich fast 100 Jahre lang das Gloriette Kino.

Foto: Daniel Dutkowski

Vor etwa einem Jahr musste das Kino aber den Betrieb einstellen. Grund dafür waren zu geringe Besucherzahlen und zu hohe Mietkosten.

Foto: Daniel Dutkowski

Die alte und zum Teil verlotterte Einrichtung in den drei Kinosälen ist aber noch immer vorhanden.

Foto: Daniel Dutkowski

Konkrete Pläne, was mit dem Kino passieren soll, sind noch nicht bekannt. (elm, derStandard.at, 15.4.2014)

Foto: Daniel Dutkowski