Jaguar, wie Jaguar sein muss

Severin hat gekotzt. Er lehnte vornüber gebeugt über der Leitplanke, dann richtete er sich auf und drehte sich um. Er hatte wässrige Augen und sagte: "Fantastisch. Dieses Auto, diese Straße ... einfach fantastisch." Dabei rollte ihm eine kleine Träne über die Wange. Eine Träne der Rührung, wie ich mutmaßte.

Foto: jaguar

Spanische Berge, viele Steine, das Grenzgebiet zwischen Aragon und Katalonien. Eine halbe Stunde vorher waren wir mit dem Jaguar in die kleine Bergstraße eingebogen und über den Pass gebrettert. Wirklich gebrettert. Ohne Gnade. 550 PS aus einem Achtzylinder mit Kompressor und fünf Liter Hubraum.

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Jaguar F-Type, das neue Coupé. In der ganz scharfen Version. Wir bretterten also den Pass hinauf, hielten uns oben nicht auf und bretterten wieder hinunter.

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Der Motor röhrte, die Auspuff­anlage böllerte, die Bremsen glühten, Severin ächzte. Severins leichte Unpässlichkeit markiert das Comeback von Jaguar. Wer es noch nicht weiß: Jaguar ist wieder da. Wild, leidenschaftlich, hochemotional, sehr verdichtet. Das neue F-Type Coupé ist kompromisslos sportlich, hat klassisch klare Linien und einen dramatischen Auftritt.

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Ein Zweisitzer zum Fahren. Auch wenn das da und dort verpönt ist: zum Schnellfahren, das ist die Wahrheit. Ein bisschen Gepäck tät auch noch hineinpassen, man könnte mit dem F-Type zwischen dem Schnellfahren auch noch verreisen. Mit kleinem Gepäck.

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Voriges Jahr hat Jaguar mit dem F-Type Cabriolet schon aufgezeigt, das Coupé ist noch einmal komprimiert, mehr Auto, schneller, stärker, in der R-Version mit 550 PS, auch teurer. 132.150 Euro hierzulande inklusive jeder Menge NoVA und sonstiger Steuern. Den kleinen Sechszylinder mit 340 PS gäbe es schon um 80.100 Euro, den mit 380 PS um 95.150 Euro. Aber glauben Sie mir, der wahre und richtige F-Type ist jener mit dem dicken Achtzylindermotor, fragen Sie Severin.

 

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Der hatte am Ende der Passstraße nur gemeint: "Könntest du rechts ranfahren, bitte!" Dann war er ausgestiegen und hatte sich übergeben. Ich reichte ihm pflichtschuldig Wasserflasche und Taschentücher. Aber er war begeistert, strahlte geradezu über das ganze Gesicht. "Fantastisch ..."

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Tags zuvor hatten wir in der Nähe von Lleida die Rennstrecke aufgesucht, um uns einzustimmen. Die Rennstrecke trägt den etwas fantasielosen Namen "Motorland", ist aber immerhin für die Formel 1 zugelassen. Zuletzt hat hier das Team von Toyota für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans getestet, 360 km/h auf der unglaublich langen Geraden, und am Ende ist diese schwarz vom abgebrannten Gummi. Hier wird richtig heftig gebremst.

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Ich durfte noch etwas Gummi hinzufügen.

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Eine kleine Finnin fuhr mir bei, im früheren Leben Gewichtheberin, jetzt Kindergärtnerin für Möchtegern-Rennfahrer. "Push, push, push", herrschte sie mich an, als ich ausgangs der Kurve zu zaghaft auf dem Gas war. Als ich mir ihren Ratschlag schließlich zu Herzen nahm und wir in der nächsten Runde durch das Kiesbett pflügten, lachte sie ein lautes und tiefes "Hohoho", sehr finnisch, und mit dem Magen hatte sie jedenfalls keine Probleme.

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Lediglich als ich gegen Ende der Geraden kurz die Augen zumachte, weil mir das schon sehr schnell vorkam, keine 360, aber doch 240 km/h, da fragte sie etwas verunsichert und leicht schrill: "Mika?" Aber dann stieg ich kräftig in die Carbonbremsen, und die Finnin lachte: "Hohoho!" (Michael Völker, DER STANDARD Rondomobil, 12./13.4.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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