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Christian Konrad, hier bei den Österreichischen Medientagen 2013.

Foto: APA/Neubauer

Wien - Die Raiffeisen-Gruppe arbeitet bei ihrer Mediaprint-Beteiligung darauf hin, dass für die Tageszeitung "Kurier" theoretisch auch eine "Stand alone"-Lösung möglich ist. Dies erklärte Christian Konrad, ehemals Raiffeisen-Generalanwalt und weiterhin für die Medienbeteiligungen des Konzerns zuständig, im Interview mit der aktuellen am Freitag erscheinenden Ausgabe des Branchenmagazins "Horizont".

Wille für Auflösung der Mediaprint vorhanden

"Letztlich heißt das Ziel, dass der 'Kurier' im Ernstfall alleine überlebensfähig ist", so Konrad. Der Wille für eine Auflösung der Mediaprint wäre vorhanden, ein Auseinandergehen von "Kronen Zeitung" und "Kurier" aber nicht wirklich realistisch. "Bei uns wäre er grundsätzlich da, aber wir sehen keinen Weg, wie das gehen soll", sagte Konrad. "Denn wenn wir dort aussteigen, müsste das wirtschaftlich abgelöst werden - so wie es im Vertrag steht. Außerdem sind wir ja nicht alleine handlungsfähig. Wir haben mit der Funke Gruppe im 'Kurier' einen Mitgesellschafter, der sich vermutlich nicht einseitig aus dem 'Kurier' oder alternativ aus der 'Kronen Zeitung' zurückzieht. Wenn, dann beendet er wohl sein Österreich-Engagement insgesamt. Und das ist durch die Vertragssituation mit der 'Kronen Zeitung' wiederum so schwierig, dass es keine Lösung gibt."

Die Mediaprint ist die gemeinsame Anzeigen-, Druck- und Vertriebsgesellschaft von "Krone" und "Kurier". Raiffeisen hält etwas mehr als 50 Prozent am "Kurier", die Funke-Gruppe den Rest. Bei der "Krone" ist Funke mit 50 Prozent Hälfteeigentümer, die anderen 50 Prozent gehören der Familie Dichand, die in Österreichs größter Tageszeitung redaktionell und geschäftlich den Ton angibt. Dichands und Funkes, vormals WAZ, kämpfen seit mehr als einem Jahrzehnt um die Vorherrschaft in der "Krone". Der langjährige Zwist führte zu teils gegenseitigen Blockaden in den Gesellschafterausschüssen von "Krone" und Mediaprint.

"Nur bei optimal gutem Willen auflösbar"

Für Konrad gibt es zur Lösung des Konflikts denn auch nur einen Weg: "Dass man versucht, miteinander zu arbeiten, und endlich nicht mehr gegeneinander. Das gelingt aber nur sehr schwierig, und das wirkt sich nun einmal auch auf den ökonomischen Erfolg aus, der bei Weitem nicht dort ist, wo er sein sollte. Es gibt keinen anderen Weg, als miteinander zu arbeiten, denn die Vertragssituation innerhalb der Partnerschaft ist so, dass sie nur bei optimal gutem Willen auflösbar ist. Den sehe ich leider nicht."

Anders als ursprünglich erwartet, dürfte Konrad seine Aufsichtsratsfunktionen bei den Medienbeteiligungen von Raiffeisen im Sommer übrigens nicht zurücklegen, sondern diese Mandate weiter ausüben, wie er im "Horizont"-Interview andeutet. "Tatsächlich lege ich vereinbarungsgemäß meine Aufsichtsratsfunktionen in der Agrana, bei Südzucker und in der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien zurück. Punkt. Alles andere ist Spekulation."

"Ich halte von Förderungen grundsätzlich nichts"

Zur aktuellen Diskussion um die Kürzung bzw. Reform der Presseförderung, hat Konrad eine klare Meinung: "Ich halte von Förderungen grundsätzlich nichts - schon gar nicht für die großen Tageszeitungen. Da waren Hans Dichand und ich uns einig, dass ein ökonomisches Konstrukt wie 'Kurier' oder 'Kronen Zeitung' eigentlich keine Förderungen brauchen darf." Eine generelle Abschaffung hält Konrad aber nicht für sinnvoll. "Grundsätzlich sollen Nischenmedien ruhig unterstützt werden. Und man darf eines nicht vergessen: Es gibt ja vielfältige Formen der Presseförderung. Etwa wenn Gratiszeitungen für Ihre Verteilboxen im öffentlichen Raum nichts bezahlen oder einen fiktiven Preis, den sie durch entsprechende Inserate rückerstattet bekommen - das sind ja auch Subventionen, die den Markt letztlich verzerren."

Dass das Ansehen der Politik immer schlechter wird, beobachtet der Raiffeisen-Manager mit Sorge. "Das hat nach meinem Dafürhalten zwei Ursachen: zum einen den Umgang der Politiker untereinander und zum anderen die mediale Berichterstattung. Wobei diesbezüglich vor allem die Nähe zwischen Journalisten und Politikern zum Problem wurde, weil in so einer Beziehung der gegenseitige Respekt fehlt."

Pro Hypo-Untersuchungsausschuss

Im "Horizont"-Interview spricht sich Konrad auch für einen Hypo-Untersuchungsausschuss aus."Also, es führt ja ohnehin kein Weg an einem Untersuchungsausschuss vorbei. Sie sollen es endlich machen", so Konrad. "Der Punkt ist nur: Man muss ordentliche Spielregeln festschreiben. Denn wenn es wieder nur ein Kasperltheater der Pilze wird, dann ist es nichts. Wobei: Peter Pilz hat ja, weil er gescheit ist, von sich aus schon gesagt, dass er da nicht dabei wäre. Es gibt ja genügend Muster für sinnvolle Spielregeln für Untersuchungsausschüsse, die auch wirklich Informationsgehalt bringen. Bei den vergangenen Untersuchungsausschüssen kamen immer nur Tagesblasen ohne jeglich Konsequenzen." (APA, 10.4.2014)