Recht ausführlich erklärte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Mittwochabend nach den Beratungen im Parteivorstand, was für ihn den Ausschlag gegeben hat, Andreas Mölzer von der blauen Liste für die EU-Wahl zu nehmen: "Es war die Summe seiner Aussagen." Sein Rückzug sei für die Partei "ein wichtiger Schritt", so Strache, weil Mölzer "damit weiteren Schaden von der Partei abgewendet hat".

"Besonderes erschrocken" gab sich der Obmann über den Artikel in Mölzers Zeitschrift Zur Zeit, in dem über den "pechrabenschwarzen" Fußballer David Alaba hergezogen wurde. Die FPÖ habe "nichts mit Rassismus zu tun" , sie spreche Probleme an, sagte Strache. Dabei gehe es aber nicht "um die Frage von Herkunft, Kultur oder Hautfarbe", sondern stets um "den Charakter und die Anständigkeit" von Menschen.

In der ZiB 2 sprach Strache dann plötzlich davon, Mölzer habe "von sich aus den Rückzug von seiner Kandidatur" beschlossen, blieb aber gleichzeitig dabei: "Im Gesamtkontext war ein Punkt erreicht, wo ich sage, das geht so nicht."

"Kann mit Begriff wenig anfangen"

Vom Standard mit dem Vorhaben der beiden FPÖ-Abgeordneten Elmar Podgorscheck und Gerhard Schmid konfrontiert, den Ausdruck "Neger" weiterhin zu verwenden, erklärte der FPÖ-Obmann: "Ich kann mit dem Begriff wenig anfangen und würde mich freuen, wenn wir alle andere Begriffe verwenden." Er selbst verwende lieber den Ausdruck "Schwarzafrikaner". Darüber will Strache "mit den beiden Abgeordneten schon sprechen". Er sei sich aber sicher, dass die zwei Mandatare den Begriff nicht beleidigend gemeint haben.

Strache ärgerte sich - ebenfalls in der ZiB2 - jedenfalls über die "Sprachpolizei", die "Begriffe automatisch in einen negativen Zusammenhang" bringe. Etwa den Begriff "Zigeuner: "Ich kenne genügend Zigeuner, die Bekannte von mir sind, die das überhaupt nicht als Beleidigung empfinden", ist sich der FPÖ-Chef sicher. Es komme auf den Kontext an, in dem ein solches Wort gesagt wurde, blieb er bei seiner Botschaft. Eine Sprachregelung, an das sich auch der einstimmig zum alleinigen FPÖ-Frontmann für die EU-Wahl gekürte Harald Vilimsky hielt: Im ORF-Morgenjournal glaubte er "dass diese politische Korrektheit noch nicht in der breiten Wahrnehmung der Bevölkerung angekommen ist". Vilimsky weiß allerdings auch, dass damit "auch negative Konnotationen" verbunden sind und zieht daher den Schluss: "Ich verwende es nicht."

Lob für Mölzers Arbeit

Trotz Mölzers Ausdruck "Negerkonglomerat" für die Europäische Union und dessen Vergleich mit dem Dritten Reich lobte Strache allerdings ausdrücklich Mölzers Verdienste als EU-Abgeordneter - und wies zurück, dass er dem nunmehr bloßen Herausgeber von Zur Zeit und einfachen FPÖ-Mitglied finanzielle Zusagen für die Zukunft gemacht habe.

Vilimsky scherzte: "Aus der Doppelspitze bin ich verblieben als Speerspitze meiner Partei." Heißt: Am bisherigen EU-Kurs der FPÖ wolle er festhalten, wenn auch mit anderen Worten. In der Union geht es Vilimsky um "die Rückeroberung der nationalen Souveränität" und die "Rückabwicklung von Zentralisierungsschritten". (nw, red, DER STANDARD, 10.4.2014)