David Alaba und das Timing sind schuld. Hätte Andreas Mölzer etwa eine schwarze Künstlerin rassistisch angegriffen und nicht einen Fußball-Liebling, wäre nichts passiert - so wie bei der empörenden Gleichsetzung von EU und NS-Regime. Es hört sich in diesem Land der Spaß erst auf, wenn es um Sport geht. Denn "ein Neger ist ein Neger", stellt der Abgeordnete Gerhard Schmid unbeirrbar fest und findet an Mölzers Aussagen selbst nach dessen Ausschluss von der EU-Liste "nichts Verwerfliches".

Wäre die FPÖ kurz vor den EU-Wahlen in Umfragen besser gelegen, hätte Parteichef Heinz-Christian Strache Mölzer vermutlich nicht zurückgepfiffen. Die rassistischen Auslassungen über den "pechrabenschwarzen" Alaba in Mölzers Zur Zeit sind zumindest STANDARD-Leserinnen und Lesern seit 22. Mai 2012 bekannt. Günter Traxler beschrieb unter dem Titel "Das Land um David Alaba", wie in dem Blatt in Abrede gestellt wurde, dass sich der "pechrabenschwarze" Alaba als "echter Wiener" präsentieren könne. Dass einer, dessen Eltern aus Nigeria und von den Philippinen zugewandert sind und der in Österreich geboren ist, nun wegen seiner Hautfarbe als Beispiel für gelungene Integration herhalten muss, ist ein anderes Extrem.

Für Fußball können sich vor allem Männer begeistern, und die sind die Hauptzielgruppe der FPÖ. Die Freiheitlichen, die bei Umfragen sechs Wochen vor dem EU-Wahltermin nur auf Platz drei liegen, kämpfen um jede Stimme. Sie wollen EU-Gegner und Wähler ansprechen, die ihren Protest gegen die rot-schwarze Regierung zum Ausdruck bringen wollen. Von Mölzers Alaba-Einschätzungen könnten sich dann doch einige abgeschreckt fühlen, war wohl das Kalkül der Parteispitze. Da aber Harald Vilimsky ebenfalls für rechte Parolen bekannt ist und Strache die von Mölzer geschmiedete Allianz mit Le Pens Front National und dem Vlaams Belang nicht aufkündigt, bleibt die Partei fest am rechten Rand verankert.

Strache erklärte am Mittwochabend in der ZiB 2 wiederholt, nichts am Wort Neger zu finden. Er zieht keine scharfe Trennlinie, sondern zeigt nur Mölzer eine Grenze auf, wie er dies schon mit Barbara Rosenkranz und Martin Graf getan hat. Er setzt darauf, dass die rechten Recken dennoch FPÖ wählen. Wen sonst?

Dass der im Streit von der FPÖ geschiedene Ewald Stadler, selbst ein Burschenschafter, bei einer unbekannten Partei namens Rekos antritt und nun auch Ulrike Haider-Quercia ihre im Namen des Vaters angetretene Kandidatur für das BZÖ zurückzieht, hilft der FPÖ. Damit kann sie zumindest in Kärnten auf mehr Stimmen hoffen. Auch die Ankündigung von Kathrin Nachbaur im Standard, dass das Team Stronach bei der EU-Wahl nicht antritt, erhöht die Chancen für die FPÖ, mehr Proteststimmen anzuziehen. Bei der Nationalratswahl hatte Stronachs Partei 268.679 Stimmen.

Vor allem die 506.092 Wählerinnen und Wähler, die 2009 für Hans-Peter Martin votiert haben, müssen sich neu orientieren. Wem es vor allem um Protest und eine "Denkzettelwahl" geht, für den kann die FPÖ eine Alternative darstellen.

Aus einer vermeintlichen Schwächung des rechten Lagers durch Fragmentierung und Selbstdezimierung kann eine Stärkung der FPÖ entstehen. Durch den erzwungenen Rückzug Mölzers kann sich Strache in seiner Partei als starker Mann präsentieren und seinen Kanzleranspruch untermauern: ein Alaba-Effekt. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, 10.4.2014)