Arnold Schwarzenegger (vorne li.) und Co bilden eine für "Sabotage" typische Gruppenformation.

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Wien - In David Ayers ungewöhnlichem Cop-Thriller End of Watch (2012) geraten die beiden Protagonisten, Straßenpolizisten in Los Angeles, einmal an einem Tatort an einen raubeinigen Vertreter einer Bundesbehörde. Der schwerbewaffnete Mann empfiehlt ihnen knapp, den Machenschaften von Drogenkartellen nicht zu nahe zu kommen. Seinen Namen will er lieber für sich behalten.

An diesen kurzen Auftritt muss man bei Sabotage, Ayers aktueller, fünfter Regiearbeit, wieder denken: Die Erzählung ist neuerlich bei der Exekutive angesiedelt. Milieu, Schauplatz und Genre hat Ayer, der auch der Koautor ist, ein Stück weit verschoben und ordentlich übersteuert - der Film hat dabei leider wesentliche Qualitäten des Vorgängers eingebüßt.

Arnold Schwarzenegger spielt nun einen gewissen John Wharton, der lieber auf den Namen "Breacher" (der Brecher) hört. Manche nennen ihn auch den "Gott des Drogenkrieges". In jedem Fall ist er eine Legende und Kopf einer Spezialeinheit der DEA, der US-Bundesbehörde zur Drogenbekämpfung.

Die Mitglieder dieser eingeschworenen kleinen Truppe heißen unmissverständlich "Monster", "Grinder" oder "Pyro" und wirken auch sonst mehr wie aufgepumpte, eigenwillig dekorierte Action-Spielfiguren. Bei einem Einsatz versuchen sie, zehn Millionen Dollar Drogengeld abzuzweigen. Die Beute kommt jedoch abhanden. Nicht nur das Verhältnis zu den Vorgesetzten, auch jenes untereinander leidet danach empfindlich. Während gerade wieder zarte vertrauensbildende Maßnahmen anlaufen, beginnt im beschaulichen Atlanta, Georgia, eine mysteriöse Serie von sehr unnatürlichen Todesfällen.

Schwarzenegger sieht mit seinem (ab)sichtlich schlecht gefärbten Deckhaar über den grauen Stoppeln und ein paar unansehnlichen, schon verblassenden Tattoos überm Hemdkragen hübsch verwittert aus und weniger martialisch, als man vermuten würde. Er versucht, als Patriarch halb widerwillig seine dysfunktionale "Familie" zu retten. Bald hat es den Anschein, dass er sein eigenes Spiel spielt. Und im Ansatz funktioniert das gar nicht schlecht.

Schrill und supermacho

Im Unterschied zu End of Watch, der sich bei aller Dynamik mehr einem Milieurealismus verschrieben hatte, setzt Sabotage aber im Gesamten leider auf faustdicke Überzeichnung: Alles ist schrill und dreckig und supermacho - selbstverständlich auch die "Super-Bitch" im Team (Mireille Enos). Flüche, "fuck" und Unflat prasseln wie Sperrfeuer aufs Publikum nieder, auf dass es schnell ermüdet. Bis es wieder ein Körperteil aufschreckt, der nachts neben den Eisenbahnschienen liegt oder von der Holzdecke baumelt. In den USA wurde diese Drastik in Wort und Bild prompt mit Jugendverbot beglaubigt. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 10.4.2014)