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Im Vorjahr gab es bei Einfamilienhäusern einen Rückgang, heuer soll es wieder hoch hinaus gehen.

Die Österreicher mögen Fertighäuser: Beinahe jedes 3. Einfamilienhaus hierzulande wird fernab der Baustelle angefertigt, und dann ruck-zuck vor Ort aufgestellt. Aber nicht alles läuft rund in der Branche: Griffnerhaus und Wigo-Haus etwa schlitterten vergangenes Jahr in die Insolvenz. Und bei Einfamilienhäusern in Fertigbauweise wurde 2013 unter den Mitgliedern des Österreichischen Fertighausverbandes (ÖFV) ein Rückgang von 3,2 Prozent verzeichnet, wie ÖFV-Präsident Roland Suter bei der Präsentation der Jahresbilanz am Mittwoch verkündete.

Dieses Minus sei einerseits auf den langen Winter des Vorjahres zurückzuführen, der den Start der Bausaison verzögerte. Andererseits seien viele Bauprojekte aufgrund der Situation am Arbeitsmarkt aufgeschoben worden – für heuer ist Suter dank mildem Winter und steigendem Interesse der Bauherren aber zuversichtlich. Und am Einfamilienhäuser-Gesamtmarkt habe es 2013 immerhin genauso große Einbußen gegeben.

Umsatzplus

Trotzdem stieg der Umsatz im Vorjahr um 4,7 Prozent, so Suter: Dies führt er auf mehr großvolumige Bauprojekte - etwa mehrgeschossige Wohnhausanlagen, Hotels oder Bürohäuser -  zurück (plus 20,8 Prozent), aber auch auf die verstärkte Nachfrage nach Niedrigstenergie- und Passivhäusern und den Trend zu schlüsselfertigen Einfamilienhäusern (plus 4,3 Prozent). Der Grund für Letzteres: "Nahezu alle Leistungen liegen im Verantwortungsbereich des Unternehmens." Es gebe "kaum Schnittstellen" und "die Gewährleistung liegt bei einem Ansprechpartner."

Ein "Spitzenland"

Auch bei den Exporten der Einfamilienhäuser gab es 2013 erstmals ein Minus, wie Josef Gruber, Präsident des Europäischen Fertigbauverbands, berichtete: 546 Einheiten seien für den Export produziert worden, was einem Rückgang von 7 Prozent entsprach. Doch auch im Export habe es bei großvolumigen Projekten ein beachtliches Plus gegeben: Der Export von 42 Projekten entspricht einem Plus von 50 Prozent. Die größten Abnehmer der Gebäude "made in Austria": Italien, Deutschland und die Schweiz. Großvolumige Bauprojekte würden selbst nach Großbritannien verkauft - etwa als Hotels oder Studentenheime.

Im internationalen Vergleich sieht Gruber Österreich als "das Spitzenland im Fertighausbau": 30 Prozent der Einfamilienhäuser fielen hierzulande in diese Kategorie, während das in Deutschland lediglich 16 und in Tschechien, Ungarn, der Schweiz und der Slowakei 10 Prozent seien. In Skandinavien haben Fertighäuser allerdings weit höhere Marktanteile als in Österreich - das Niveau der Vorfertigung sei im Norden aber ein weitaus geringeres und daher kaum vergleichbar, so Gruber: "Diese Gebäude würden in Mitteleuropa nicht als Fertighaus bezeichnet."

Ein Grund für die Beliebtheit der Bauweise in Österreich: "Sicherlich unser hoher Qualitätsstandard", ist Gruber überzeugt. Es könne ein klarer Fixpreis vereinbart werden, man müsse nicht mit dem Wetter kalkulieren und habe die Qualitätssicherung im Betrieb und nicht auf der Baustelle. Dass Fertigbau billiger als die herkömmliche Bauweise sein muss, sei "unrichtig": "Wir bieten ja keine schlechteren Produkte." Die Insolvenzen einiger Fertigbau-Betriebe im Vorjahr hätten allerdings "kein gutes Licht auf die Branche geworfen", gibt Gruber zu. Er führt diese auf Managementfehler zurück.

Fertighaus-Ombudsstelle

Für Streitigkeiten rund um Fertighäuser gibt es seit fast einem Jahr eine eigene Ombudsstelle. Auch dafür gibt es eine Bilanz: 889 Anfragen von Konsumenten habe es seit dem Startschuss gegeben, beispielsweise zu technischen oder rechtlichen Anliegen. In 107 Fällen habe es einen Konflikt zwischen Konsumenten und Fertighausfirmen gegeben, bei denen das Team vermittelnd tätig wurde. (Franziska Zoidl, derStandard.at, 9.4.2014)