Junge Menschen in bunten Kleidern und mit Glitzer im Gesicht feierten am 1. Mai 2013 auf dem Brigittenauer Sporn in Wien zu Technomusik. Sie tanzten dort, wo sich Donaukanal und Donau trennen, tranken, picknickten, jonglierten und verbrachten auf diese Art den Tag der Arbeit.

Untertags in der Wildnis zu Elektromusik tanzen und dabei in friedlicher Atmosphäre die Sonne genießen – nach diesem Konzept organisiert das Kollektiv "Tanz durch den Tag" bereits seit mehreren Jahren Freiluftveranstaltungen an unterschiedlichen Plätzen in Wien. Während diese in den ersten Jahren als ungenehmigte Veranstaltungen an geheimen Locations mit einer überschaubaren Zahl an Besuchern stattfanden, hat man sich vergangenen Frühling dazu entschlossen, offiziell angemeldete Open Airs zu organisieren.

"Tanz durch den Tag" findet schon seit vier Jahren Orte zum Tanzen und Sonnefangen. Die Bilder im Video stammen vom Mai 2013. Heuer werden so viele Gäste erwartet, dass eine neue Organisation und Finanzierung des Festes notwendig ist.

Dieses Jahr wird die Freiluftsaison mit einem dreitägigen "Sommererwachen"-Festival vom 2. bis 4. Mai eingeläutet. Der Ort wird traditionell erst kurz vor dem Ereignis bekannt gegeben. Es sollen nicht nur DJs aufspielen, geplant sind auch Live-Konzerte, Workshops, Unterhaltung für Kinder und Performances. Doch um dieses Vorhaben umsetzen zu können, ist das Kollektiv auf Spenden angewiesen.

Keine Beschränkungen

Denn Eintrittsgelder, Zäune um das Partygelände, Werbebanner und Großsponsoren soll es bei "Tanz durch den Tag"-Veranstaltungen weiterhin nicht geben. "Wir haben uns überlegt, wie wir weiter ohne diese Zugangsbeschränkungen feiern können, und sind so auf die Idee gekommen, es mit Crowdfunding zu probieren", sagt Jan, einer der Organisatoren. Das Kernteam besteht aus rund 15 Personen, die alle ehrenamtlich für den Verein "Freiluft Kultur", der hinter "Tanz durch den Tag" steht, arbeiten. Jan ist als Obmann des Vereins auch persönlich haftbar.

Fixe Homebase

Mit einem Crowdfunding-Aufruf auf der Website des Kollektivs soll nun eine Summe von mindestens 20.000 Euro für das Festival zusammenkommen. Diese sei notwendig, um die Veranstaltung überhaupt organisieren zu können. Für das gesamte Fest rechnet Jan mit Kosten von etwa 100.000 Euro – die Künstlergagen noch nicht inkludiert.

Außerdem wünscht sich die Gruppe, durch die Spenden in Zukunft ein fixes Lager mieten zu können. "Im Moment sind unsere Sachen in ganz Wien verteilt. Wenn die Sonne scheint, können wir nicht einfach spontan mit Musik losfahren, weil es so schwer ist, das Zeug zusammenzubekommen", sagt Clemens, ebenfalls Mitglied der Truppe.

Für "Tanz durch den Tag" basteln Freiwillige bereits Monate vor der Veranstaltung an der üppigen Dekoration.
Foto: derStandard.at/Maria von Usslar

Das Crowdfunding ist aber nicht der erste Versuch, finanzielle Unterstützung von den Gästen zu bekommen. Bei der ersten angemeldeten Veranstaltung im großen Stil im Frühjahr vergangenen Jahres wurden direkt vor Ort Spenden von den Besuchern eingesammelt. Diese waren aber nur ein "Tropfen auf den heißen Stein", so Clemens. "Die Leute haben zwar größtenteils ein bisschen etwas gegeben, es hat aber einfach nicht ausgereicht." Denn nach der Veranstaltung sind für die Gruppe Kosten entstanden, mit denen sie vorher nicht gerechnet hatte. "Allein für die Entsorgung des Mülls mussten wir 2.000 Euro bezahlen", erzählt Clemens.

Verantwortung der Gäste

Darum appelliert das Kollektiv nun an die Besucher, dieses Mal im Vorhinein einen Beitrag zum Festival zu leisten. Das sei auch deshalb notwendig, weil der Ansturm auf "Tanz durch den Tag"-Veranstaltungen immer größer werde, sagt Kristina vom Kollektiv. "Es freut uns zwar, dass immer mehr Menschen zu den Festen kommen, das bedeutet aber auch, dass die Hürden für die Organisation immer größer werden." Darum sei es Aufgabe der Gäste, ihre Verantwortung als solche zu übernehmen. "Das hier ist nicht Disneyland, wo man 100 Euro bezahlt und sich sonst um nichts mehr kümmern muss", sagt Kristina.

"Die Veranstaltung ist für alle da und wird auch mit allen kreiert", sagt Jan. Über einen "Open Call", also einen offenen Aufruf, sind alle, die an dem Festival auf welche Art auch immer mitwirken möchten, dazu eingeladen, das zu tun. Davon nicht ausgenommen sind die Besucher, die ebenfalls anpacken dürfen. Gesucht werden zum Beispiel Dekorateure, Glitzerboten, die Gäste mit Glitzer verzieren, und Barkeeper.

Vision für Wien

Generell wünscht sich das Kollektiv von der Stadt Wien, dass es einfacher wird, Freiluftveranstaltungen umzusetzen. "Die Flächen sind da. Aber es ist nicht so einfach, die Genehmigung dafür zu bekommen", sagt Clemens. "Unsere Vision ist, die Leute auf die Plätze und Straßen zu bringen und gemeinsam für etwas Neues zu tanzen", sagt Jan. (Text: Elisabeth Mittendorfer, Video: Maria von Usslar, derStandard.at, 17.4.2014)