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Ein Einfaltspinsel und seine zwei heroischen Beschützer: Auch in "The Lego Movie" gilt es dem drohenden Stillstand mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten.

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Wien - Greifen Hollywoods Studiobosse zum Spielzeug, ist Vorsicht angebracht. Denn aus der Freude, wieder einmal mit liebgewonnenen Objekten aus der Kindheit zu spielen, wachsen keine Profite. In der Regel steckt natürlich ökonomisches Kalkül hinter solchen Ideen der Neu- und Weiterverwertung, die sich im Neusprech unter dem Begriff Franchising zusammenfassen lassen. Lego, jetzt auch mit jedem Happy Meal!

The Lego Movie, der erste Film des dänischen Spielzeugriesen, in welchem die berühmten Bauklötze zum entsprechend farbenfrohen Abenteuer zusammengesteckt werden, muss dahingehend jedoch als Ausnahme bezeichnet werden. Entweder, schrieb ein US-Kritiker euphorisch, sind die Lego-Manager bei der Produktion am Ruder eingeschlafen - oder aber es handelt sich um die lässigsten Typen überhaupt.

Tatsächlich ist The Lego Movie, geschrieben und inszeniert von Phil Lord und Christopher Miller (Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen, 21 Jump Street), bei aller Lust an greller, geschwindigkeitstrunkener Unterhaltung auch ein Film mit gehörig viel Selbstironie. Die Legostadt trägt unverkennbar die Züge der letzten verbliebenen Supermacht. Eine konsumgesteuerte Metropole, in der alle denselben schrecklichen Trash-Ohrwurm trällern (Everything is Awesome), überteuerten Kaffee konsumieren und ihr bis ins letzte Detail normiertes Dasein als Ausdruck größtmöglicher Individualität missverstehen.

Der Einfallsloseste unter ihnen ist der Bauarbeiter Emmet, dem es ohne Regeln - sprich: Bauanweisung - kaum gelingt, aus den Federn zu kommen. Justament der naive Konformist findet sich als Auserwählter in der Mitte eines Komplotts, das die Herrschaft von Lord Business beenden soll, dem kontrollwütigen Despoten des Landes, der alles ein für alle Mal fixieren will (im Original wird Letzterer von Will Ferrell gesprochen, der spät im Film auch noch einen Realauftritt absolviert). Nur eine Verwechslung?

Satire mit Pop-Superhelden

Die an Matrix angelehnte Befreiungsfabel ist nur der erste von zahlreichen Zugriffen des Films auf popkulturelle Heroen und die dazugehörigen Welten. Satirisch gebrochen und mit pointiertem Dialogwitz ausgestattet, treten sie an der Seite Emmets oder gegen ihn an: Batman, dessen Eitelkeit hier die schönsten Blüten treiben darf, Unikitty, ein Amalgam aus Einhorn und Hello-Kitty-Katze, direkt aus der Vorhölle der Spielzeugindustrie, ja selbst Abraham Lincoln erscheint als leicht enervierte Spielzeugfigur.

The Lego Movie entgegenhalten könnte man, dass er als komplett computergeneriertes 3-D-Spektakel der Haptik der noppenbesetzten Würfel zuwiderläuft. Allerdings wurde in der Umsetzung sorgsam darauf geachtet, die Fähigkeiten der Figuren bewusst beschränkt zu halten. Auf diese Weise behält der Film bei aller technischen Meisterschaft auch altmodischen Charme (inklusive Motorengeräusch aus dem Mund).

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die dem Treiben zugrundeliegende Philosophie, Bausteine so zusammenzustecken, wie es einem in den Sinn kommt: Kreativität ist in diesem Fall ein anderes Wort für Fantasie. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 8.4.2014)