Ein etwas anderes Buch über die Schwierigkeit Mutter zu sein.

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Es braucht nicht viel Fantasie, um sich die Entstehungsgeschichte dieses Buches vorstellen zu können. "Du erzählst immer so lustig, deine Geschichte solltest du aufschreiben", hat wahrscheinlich jemand zu Theresa Thönnissen gesagt. Dem Klappentext ist zu entnehmen, dass sie in den 1970er-Jahren geboren ist und ein Volontariat bei einer Tageszeitung gemacht hat. So wie sie spricht, schreibt die nicht mehr blutjunge Autorin auch. Und zwar darüber, wie das so ist, ein Kind zu bekommen, zu stillen, Probleme mit der neuen Identität zu haben.

Gegen den Strich gebürstet

Sie tut das überaus freimütig in allen Details. Ihre eigene Biographie ist ihr der Maßstab aller Dinge, mit intimen Details geht sie freimütig um. Meist  ist das einfach zu viel Information, die es auch außerhalb der Lektüre, also im wirklichen Leben zur Genüge gibt. Thönnissens Bekenntnisse sind jene Kinderspielplatzgeschichten, die sich junge Mütter auf der Parkbank neben der Sandkiste erzählen  – "Misery loves company", sagen die Briten.

Für alle, die diese Art der Konversation nicht führen (weil sie Kinderspielplätze öd finden, zum Beispiel), ist Thönnissens Buch ein perfekter Ersatz. Ihre eigene Biographie ist der Neoautorin Maßstab aller Dinge, in ihren Betrachtungen ist Flapsigkeit die Charakteristik. "Aus ehemaligen Galeristinnen, Sachbearbeiterinnen, Ärztinnen und Rechstanwaltsgehilfinnen sind Säugetiere geworden", schreibt sie ungefähr in der Hälfte des Buches. Sie selbst will nicht dazugehören.

Die Pluspunkte: Der Titel unterscheidet sich ganz sicher von allen anderen Büchern zum Thema Stillen, und Menschen wählen Bücher im 21. Jahrhundert ja eher nach Titel als nach Inhalt. Als Geschenk für junge Mütter möge lieber doch Rücksicht walten. (Karin Pollack, derStandard.at, 4.4.2014)