Ein Kaffeebike, ein Bierbike, ein Soundbike, und schon kann gefeiert werden. Alexander Wolf und Helmuth Bronnenmayer von Cyclecraft inszenieren Lastenräder.

Der untere Teil ist ein ebenso robustes wie elegantes Lastenrad des niederländischen Herstellers Fietsfabriek. Den Aufbau hat Alexander Wolf (im Bild) selbst entworfen. Auf der Holzplatte thront ein verchromtes Prachtexemplar von Espressomaschine. Das rot ausgekleidete Innere des Aufbaus bietet Raum für sämtliches Zubehör. So wird in Wien Alsergrund Espresso frisch auf dem Fahrrad gebrüht.

Foto: derStandard.at/tinsobin

Seit dem Vorjahr vermietet und verkauft Cyclecraft in der Seegasse 20-22 in Wien Alsergrund Lastenfahrräder mit individuell gestalteten Aufbauten und entsprechenden Logos. Derzeit gibt es ein Kaffeebike, ein Bierbike, ein Eis- und ein Soundbike. Die Lastenräder können aber auch Folder und Broschüren transportieren und so zu Kampagnen-Fahrzeugen werden.

Für die Entwicklung der Fahrrad-Aufsätze ist Produktdesigner Wolf verantwortlich, für die Kommunikation PR-Profi Helmuth Bronnenmayer (links). Mit im Team ist auch Fabian Brugger (Mitte), der sich unter anderem um die Webseite kümmert.

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"Früher hat man den Info- oder Promotionstand ins Auto gepackt, ist zum jeweiligen Platz gefahren, hat ihn wieder ausgeladen, aufgebaut und so weiter", sagen die Unternehmer. "Mit dem Lastenfahrrad ist das wesentlich einfacher." Die Kunden holen es in der Seegasse ab, radeln zum Standort, räumen das Info-Material aus der Kiste, und die Präsentation kann beginnen. Wer das nicht selbst übernehmen will, bekommt von Cyclecraft Promotoren gestellt.

Foto: Fabian Brugger

Der Großteil der Kunden mietet die Räder für Einzeleinsätze, darunter auch private Anlässe wie Partys, Hochzeiten oder Vernissagen. "Mit dem Soundbike, dem Bierbike und dem Eisbike hast du schon eine Party", erklären Wolf und Bronnenmayer (im Bild mit dem Bier-Bike). Die Lastenräder und/oder Aufsätze lassen sich aber auch käuflich erwerben.

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Bei den Aufbauten handelt sich nicht um beliebige mit Folie beklebten Aluboxen. Sie werden je nach Bedarf entwickelt, die Farbe und der jeweilige Aufdruck in einem Guss auf die Platten aufgebracht. Das wirkt sich nicht nur ästhetisch vorteilhaft auf die Ecken und Kanten aus. "Wir haben dadurch auch eine größere Fläche, die individuell brandbar ist", sind Wolf und Bronnenmayer bei einem wesentlichen Teil ihrer Arbeit angelangt: "Wir inszenieren Lastenräder. Darin sehen wir eine Notwendigkeit."

Sobald ein Themen-Fahrrad seinen Einsatz absolviert hat, wird die Box mit wenigen Handgriffen abgenommen, auseinander gefaltet und zusammengelegt. So sind zahlreiche Boxen im Lager stapelbar und bei Bedarf wieder aktivierbar.

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Die Boxen gibt es in zwei Varianten: aus Alu-Dipond oder Kapa-Leichtstoffplatten (Bild). Beide werden in Wien hergestellt. Sie funktionieren nach einem erweiterbaren Baukastensystem, was den an sich schon platzsparenden Charakter des Fahrrads noch toppt.

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Die Gestaltung der Aufsätze unterliegt einem permanenten Entwicklungsprozess. So hat sich aus der Konstellation von Fahrradsattel und Box ein spannendes Nebenprodukt ergeben: Ein Handgriff, und die Tischplatte ist ausgeklappt. Sie liegt auf dem Fahrradsattel auf und kann ordentlich belastet werden, zum Beispiel mit Eis vom Eis-Greißler.

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Das Bierbike birgt in seinem Inneren eine mobile Zapfanlage. "Was da an Bier ausgeschenkt werden kann, ist schon rekordverdächtig", sagen Wolf und Bronnenmayer und berichten über ihre Ausfahrten: "Jeder, der uns mit dem Bierrad auf der Straße sieht, will ein Bier haben. Da wir kein Lieferservice sind und es nicht eilig haben, sind die Räder für die meisten Verkehrsteilnehmer ein Grund zur Freude."

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Eine Ergänzung zum Bierbike ist das Soundbike. Mit seinen 3.000 Watt können 150 Personen zehn Stunden lang abtanzen.

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Das Innenleben des wasserfesten Soundbike wurde von einem HiFi-Profi entwickelt. Im unteren Bereich befindet sich der Bass, oben die höhenverstellbaren Boxen.

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Wolf und Bronnenmayer feilen am möglichst autarken Betrieb der Räder. So sind sie derzeit gemeinsam mit Illy auf der Suche nach einer mit Gas betreibbaren Profi-Espressomaschine. Auch der E-Antrieb soll keine Notwendigkeit sein, weshalb die Erzwingung der Berggasse mit ihren zehn Prozent Steigung per Muskelkraft ein Kriterium für die Entwicklung neuer Modelle ist. Schwerfälligkeit ist Cyclecrafts Sache nicht, klein, möglichst leicht und wendig soll der Fuhrpark bleiben. Lieber verwenden Wolf und Bronnenmayer mehrere Räder und stellen sie aneinander. "Wir glauben daran, dass das Lastenrad in der Stadt funktioniert", stoßen sie mit einer Tasse Espresso auf die Zukunft an. (Eva Tinsobin, derStandard.at)

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