Könnte die Tuta absoluta auch in der Österreichich heimisch werden?

Foto: Marja van der Straten/wikimedia

Innsbruck/Wien - Durch den Klimawandel könnten bisher nur in den Subtropen lebende Insekten auch in Österreich Fuß fassen. Experten erstellten nun Modelle für drei Schädlinge, die sich hierzulande schon teilweise ausbreiten, um ihren Überwinterungserfolg bei verschiedenen Temperaturverläufen abzuschätzen. Andreas Kahrer von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) präsentierte diese aktuell beim "Österreichischen Klimatag" in Innsbruck.

Einer dieser Schädlinge, die aus Südamerika stammende Tomatenminiermotte (Tuta absoluta), lebt hierzulande bisher nur in Gewächshäusern. Die ebenfalls untersuchte Baumwolleule (Helicoverpa armigera) sei in Ostösterreich im Freien bereits bodenständig, so der Insektenforscher. Ihre Raupen würden nicht nur Baumwolle, sondern auch Mais, Gemüse, Geranien und Gerbera-Blumen befallen. Die dritte Schädlingsart, der aus Indien stammende Khaprakäfer (Trogoderma granarium), komme in Österreich bisher noch nicht vor, so Kahrer.

Abschätzung der Überlebensrate

In Laborversuchen untersuchte der Forscher mit seinen Kollegen, wie lange Baumwolleulen, Tomatenminiermotten oder Khaprakäfer bei gleichbleibenden Temperaturen von plus sechs bis minus 15 Grad Celsius überleben. Sie berechneten daraus eine "Temperatur-Gewichtungskurve", aus der sich für jede dieser Bedingungen die Schädigung der Versuchstiere je Stunde ablesen lässt. "Damit kann man nun auch berechnen, wie die Insekten mit variablen niedrigen Temperaturen zurechtkommen", so der Forscher.

"Bei Freilandversuchen, in denen die Insekten den Winter in gesicherten Behältern überdauerten, hat sich gezeigt, dass dieser Rechenmodus eine Grobabschätzung der Überlebensrate ermöglicht", erklärte Kahrer. Mit bisherigen Methoden sei das nicht möglich gewesen, deshalb sei teilweise einfach angenommen worden, dass die Tiere so lange überlebten bis sie einfrieren. Dies wäre bei der Baumwolleule etwa bei minus 19 Grad Celsius, einer Temperatur, die an ihrem Überwinterungsort im Boden normalerweise nicht vorkommt.

Anhand der Modelle mit "gewichteten Temperaturen" will Kahrer im nächsten Schritt gemeinsam mit Forschern der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) berechnen, wie gut diese Schädlinge bei verschiedenen prognostizierten Klimaszenarien in österreichischen Regionen überwintern könnten.

Der "Österreichische Klimatag 2014" findet vom 2. bis 4. April in Innsbruck statt, die Konferenz wird vom Climate Change Centre Austria (CCCA) organisiert. (APA/red, derStandard.at, 3.4.2014)