Manama - Mit der Ausrichtung des Großen Preises von Bahrain steuert die Formel 1 auch in diesem Jahr in ein selbstgewähltes Dilemma. Die Königsklasse gastiert am Sonntag zum zehnten Mal in dem winzigen Golfstaat. Seit Ausbruch des Arabischen Frühlings im Februar 2011 kämpfen Oppositionelle der mehrheitlich schiitischen Bevölkerung anhaltend für mehr Rechte in Bahrain.

"Kosmetische Veränderungen und leere Reformversprechen"

Die Proteste der Regierungsgegner mögen international 2014 bislang weniger Aufsehen erregt haben als in den vergangenen Jahren, geändert hat sich nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wenig. "Es gab in Bahrain allenfalls kosmetische Veränderungen und leere Reformversprechen", sagt Said Boumedouha, bei Amnesty International stellvertretender Direktor für die Programme im Nahen Osten: "Willkürliche Verhaftungen, die Niederschlagung von Protesten sowie Misshandlungen von Häftlingen finden unvermindert statt." Internationale Großveranstaltungen wie den GP benutze die Regierung "offensichtlich", um das Image Bahrains aufzupolieren und Missstände zu vertuschen.

Die Formel 1 vermied es stets, das eigene Produkt infrage zu stellen und Sponsoren zu verärgern. Jean Todt, der Präsident des Automobil-Weltverbandes Fia, bestritt zuletzt auch im Gespräch mit der Welt am Sonntag eine gesellschaftliche Verantwortung, die bei der Wahl der GP-Standorte eine Rolle spielen sollte. "Überall auf der Welt gibt es politische Probleme, in Asien, im Nahen Osten, ja selbst in Europa", sagte der Franzose: "Unsere Aufgabe ist es, tolle Events zu veranstalten."

Protestmarsch

Die Al-Wefaq-Vereinigung als Vertreterin der schiitischen Mehrheit kündigte nun für Freitag, wenn Sebastian Vettel und Co zum freien Training starten, einen Protestmarsch gegen das sunnitische Königshaus an. Die als radikal geltende Vereinigung des 14. Februar soll für den gleichen Tag einen Aufmarsch mit dem Slogan "Verhindert den blutbefleckten Grand Prix" planen. 2011 war das Rennen angesichts der schweren Unruhen abgesagt worden. (red, DER STANDARD, 3.4.2014)